Frankfurt

Patient Blood Management im Kampf gegen Anämien

Patient Blood Management soll Blutverluste und andere Op-Komplikationen reduzieren helfen. Eine Frankfurter Klinik hat es jetzt etabliert.

Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Das Agaplesion Markus Krankenhaus in Frankfurt am Main hat nach eigenen Angaben als erste Klinik der Region ein Patient Blood Management (PBM) installiert. Mit seiner Hilfe soll dem Risikofaktor Anämie begegnet werden, der für eine erhöhte Todesfallrate nach oder während der Op und für gesundheitliche Komplikationen sorgt.

Das PBM-Konzept zielt laut Agaplesion neben der präoperativen Anämietherapie vor allem auch auf blutsparende Op-Techniken, das Sammeln, Aufarbeiten und Zurückgeben des Wundblutes, die Reduzierung der Blutabnahmen für Laboranalysen sowie einen optimierten Einsatz von Fremdbluttransfusionen ab.

Etabliert hat es vor zwei Jahren nach Angaben des Deutschen PBM-Netzwerks die Universitätsklinik Frankfurt in Zusammenarbeit mit den Unikliniken Bonn, Schleswig-Holstein (Campus Kiel) sowie Münster. Bereits 125 Kliniken bundesweit hätten das PBM eingeführt. Innerhalb einer Dekade solle es als Standard in deutschen Kliniken eingeführt werden.

Zehn Prozent weniger Blutkonserven

Essenziell für die erfolgreiche Umsetzung des PBM am Agaplesion Markus Krankenhaus ist nach eigener Einschätzung die Selbstverpflichtung aller Ärzte der Einrichtung, fremdblutsparende Maßnahmen in der täglichen Praxis anzuwenden und Blutkonserven zum Wohle der Patienten rational einzusetzen.

"Mit der Einführung des PBM streben wir im kommenden Jahr eine Reduktion der bisher verwendeten Blutkonserven um etwa zehn Prozent an", verdeutlicht Professor Dorothee Bremerich, Chefärztin der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie.

Das Patient Blood Management, dessen Einführung seit 2011 von der Weltgesundheitsorganisation gefordert wird, wird am Frankfurter Universitätsklinikum durch die Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie sowie das Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie, DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen koordiniert.

"Wir tragen eine Verantwortung für die Sicherung der Blutversorgung im OP und auf der Intensivstation. Nur durch die verschiedenen präventiven Maßnahmen können wir sicherstellen, dass dauerhaft alle Patienten, die eine Bluttransfusion brauchen, sie auch erhalten", erläutert Professor Kai Zacharowski, an der Uniklinik Frankfurt Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, die Zielstellung des PBM.

Das Agaplesion Markus Krankenhaus bietet nach eigener Aussage mit seinen operativen Schwerpunkten in der Orthopädie und Traumatologie, plastisch-ästhetischen Chirurgie, Gynäkologie, Urologie sowie der Viszeral- und Thoraxchirurgie optimale Voraussetzungen dafür, ein umfassendes und multidimensionales PBM-Konzept einzuführen.

Bedarfsanalyse als Basis

Nach intensiven Schulungen durch die Mitarbeiter des Frankfurter Uniklinikums seit Anfang 2015 werde das PBM seit Juni schrittweise unter der Leitung der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie umgesetzt. Zuvor sei eine detaillierte Analyse des krankenhausweiten Bedarfs an Blut und Blutprodukten und der bisherigen Transfusionspraxis erfolgt.

Strukturell komme der Umsetzung des Projektes die Angliederung eines Medizinischen Versorgungszentrums an die Klinik zugute. Dort könne zukünftig eine bereits bestehende Anämie bei operativen Patienten frühzeitig diagnostiziert und auch therapiert werden. Auch die eher elektive Ausrichtung des Hauses mit einem hohen Anteil an planbaren Operationen erlaube die optimale Vorbereitung der Patienten.

Mit Inbetriebnahme neuer Op-Säle im vergangenen Jahr seien ideale Voraussetzungen geschaffen, ein modernes Wärmemanagement zusammen mit fremdblutsparenden Maßnahmen wie dem Cell Saving auch während der Op umzusetzen und damit Blutverluste zu reduzieren. (maw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Entlassmanagement

Wenn die Klinik Faxe in die Praxis schickt

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Pharmakokinetik von Rezafungin bei einer Dosierung von 400mg, gefolgt von 200mg einmal wöchentlich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Invasive Candida-Infektionen

Modernes Echinocandin – optimierte Eigenschaften und klinische Vorteile

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Roboter-assistiertes Operieren: von Pionieren lernen

© 2024 Intuitive Surgical Operations Inc.

Operationstechnik

Roboter-assistiertes Operieren: von Pionieren lernen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Intuitive Surgical Deutschland GmbH, Freiburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an