Dokumentationslösung mit Siegerpotenzial

Start-up-Unternehmer brauchen Kapital und Netzwerke. Beides bietet der Verein Science4Life. Um Förderung bemüht sich zum Beispiel die Firma MediDusa für ihr Praxis-Dokumentationssystem.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
Raus aus der Tüftlerecke: Wolfram Rohling von MediDusa will seine EDV-Lösung am Praxismarkt etablieren.

Raus aus der Tüftlerecke: Wolfram Rohling von MediDusa will seine EDV-Lösung am Praxismarkt etablieren.

© ine

HEIDELBERG. Um jungen Unternehmen auf die Sprünge zu helfen, gibt es verschiedene Gründerinitiativen. Eine der größten in den Bereichen Lebenswissenschaften und Chemie ist Science4Life, ein Verein, zu dessen Initiatoren und Sponsoren die Hessische Landesregierung und das Pharmaunternehmen Sanofi-Aventis gehören. Am 28. Juni werden in Frankfurt am Main die Gewinner des 12. Science4Life Venture Cups prämiert. Zehn Existenzgründer sind in der engeren Auswahl. Einer der Anwärter ist MediDusa, eine Firma aus Heidelberg.

Vier Jahre Entwicklung stecken in der EDV-Lösung

Vier Jahre haben Sarah Bonn, Assistenzärztin an der Uni Heidelberg und der Betriebswirt Wolfram Rohling an dem Dokumentationssystem MediDusa gearbeitet. Es ermöglicht Ärzten, sich über ihre Patienten zu informieren und krankheitsbezogene Daten standardisiert zu erfassen. "Unser Programm gibt Ärzten die Möglichkeit, ihr Fachwissen einzubringen", sagt Wolfram Rohling. Sie können es selbst konfigurieren und an die Bedürfnisse der Praxis anpassen - "ohne einen Programmierer damit zu beauftragen." Sind die Informationen einmal in MediDusa eingegeben, lassen sie sich beliebig verwenden.

Für das Qualitätsmanagement sind beispielsweise Checklisten und standardisierte Arbeitsabläufe integrierbar. "MediDusa ermöglicht es Ärzten, sich wieder mehr auf ihre eigentliche Tätigkeit zu konzentrieren. Es werden Verwaltungsaufgaben reduziert und somit Kosten gespart", sagt der Betriebswirt.

Das Gutachtergremium von Science4Life hat der Idee aus Heidelberg besonderes Potenzial bescheinigt. MediDusa gehört zu den zehn Gründerteams, die 2010 für ihre Konzepte prämiert und deren Businesspläne für den diesjährigen Wettbewerb überprüft werden. "Auffallend ist, dass sich viele Gründer in diesem Jahr bereits in einem sehr frühen Stadium der Unternehmensgründung an dem Wettbewerb beteiligt haben", heißt es bei Science4Life. Insgesamt haben seit 1998 in den elf Wettbewerbsrunden über 2800 Teilnehmer 873 Geschäftskonzepte erarbeitet.

Im Dienstleistungssektor sind es vor allem Ideen aus dem Gesundheitswesen und der Biotechnologie, mit denen sich Start-up-Unternehmen bei Science4Life bewerben. Etwa drei Viertel aller eingereichten Geschäftskonzepte liegen auf dem Schwerpunkt Medizintechnik, Bio- und Nanotechnologie.

Die Amedrix GmbH aus Esslingen entwickelt und produziert beispielsweise auf Basis nativer Kollagenlösungen Medizinprodukte zur Regeneration von Weichteildefekten, die etwa bei Haut- und Knorpeldefekten zum Einsatz kommen. Das Team von iThera Medical aus München arbeitet an einer in-vivo-Bildgebungstechnik, die mit einer Kombination aus Laserlicht und Schall Biomoleküle tief im Gewebe analysiert. Cortex, ein junges Unternehmen aus Freiburg und Tübingen, entwickelt eine Neurotechnologie, die gelähmten Menschen bei Bewegung und Kommunikation helfen soll. Eine Technologieplattform aus Implantat und Software ermöglicht die Steuerung von Hilfsmitteln, wie Sprachcomputer oder Orthesen, durch eine direkte Verbindung zum Gehirn. Nach klinischer Prüfung in Kooperation mit universitären Partnern plant Cortec, am Markt als Zulieferer für die Hilfsmittelhersteller aufzutreten.

Test auf Alltagstauglichkeit steht als nächstes an

Auch MediDusa soll in einem Pilotprojekt an der Heidelberger Tagesklinik Alltagstauglichkeit beweisen. Aus der "spontanen Idee" soll so ein profitables Unternehmen werden. Derzeit residiert MediDusa im UniTT-Gründerzentrum der Heidelberger Universität. "Auf ein Netz zurückgreifen können - das ist schon sehr wichtig", sagt Wolfram Rohling. Auch Science4Life bietet nicht nur Preisgelder in Höhe von insgesamt 76 000 Euro an, sondern ein Netzwerk, dem rund 120 Unternehmen und Institutionen mit mehr als 180 ehrenamtlich tätigen Experten angehören.

www.science4life.de

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