Fahrlässige Tötung

Suchtmediziner zu Bewährungsstrafe verurteilt

Er soll mehr als 300 Patienten Betäubungsmittel verschrieben und dabei einen jungen Mann getötet haben - nun wurde der Mediziner verurteilt.

Veröffentlicht:

KEMPTEN. Zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung und einer Bewährungsauflage von 45.000 Euro hat das Amtsgericht Kempten einen Allgäuer Arzt verurteilt.

Das Gericht sprach den 66 Jahre alten Suchtmediziner am Freitag der unbegründeten Verschreibung von Betäubungsmitteln in 198 Fällen und der fahrlässigen Tötung in einem Fall schuldig.

Als „katastrophal“ und „hanebüchen“ bezeichnete der Richter in seiner Urteilsbegründung die jahrelange Substitutionsbehandlung des Angeklagten, der im Oberallgäu eine Allgemeinarztpraxis betreibt. „Sie haben Ihre eigenen rechtswidrigen Regeln aufgestellt.“

Das Verschreiben von Betäubungsmitteln sollte bei der Behandlung von Suchtkranken die letzte Möglichkeit sein.

Psychsosoziale Betreuung hat gefehlt

Zuvor hätte der Arzt zudem eine psychosoziale Betreuung seiner Patienten - etwa bei einer Drogenberatungsstelle - anstoßen müssen. Diese fehlte jedoch. „Die Substitutionsbehandlung hätte daher gar nicht beginnen dürfen.“

Mit seiner Sorglosigkeit habe der Angeklagte auch fahrlässig den Tod eines Suchtkranken verursacht.

Das Ausstellen mehrerer Rezepte habe zu einer „gnadenlosen Überdosierung“ geführt, sagte der Richter. Der 29-jährige Patient war Anfang 2013 gestorben. Danach hatte der Arzt die Substitutionsbehandlungen beendet. (dpa)

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer