Berlin. Das Präsidium der Bundesärztekammer (BÄK) hat mit Dr. Günther Matheis nun wieder einen Klinikarzt in seinem Team. Am Montagnachmittag wählten ihn die Delegierten mit 157 Stimmen zum Nachfolger von Dr. Heidrun Gitter.
Gitter war im März dieses Jahres verstorben. „Sie ist sicherlich heute bei uns“, sagte Matheis nach seinem Wahlsieg in Gedenken an sie.
Auch, dass die Wahl erst jetzt, auf einem Präsenzärztetag und eben nicht im Frühjahr beim digitalen Ärztetag stattgefunden hat, zeugt vom großen Respekt des Ärzteparlaments gegenüber dem herausragenden berufspolitischen Engagement Gitters.
Gitter war Berufspolitikerin aus Leidenschaft. Die Kinderchirurgin gründete die Vertretung der jungen angehenden Chirurgen in der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) und erkämpfte für sie einen Platz im Vorstand der Fachgesellschaft.
Sie war seit 1996 Mitglied der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Bremen und gehörte seit dem Jahr 2000 dem Vorstand an. Im Januar 2008 wurde sie zur Vizepräsidentin und 2012 zur Präsidentin der ÄK Bremen gewählt. Um nur ein paar berufspolitische Stationen zu nennen.
Der Sprung an die Spitze der Bundesärztekammer gelang Gitter im Jahr 2019. Im Mai wählten sie die Abgeordneten des 122. Deutschen Ärztetages in Münster zur Vizepräsidentin der BÄK.
Der 62-jährige Matheis will sich für den Erhalt der ärztlichen Freiberuflichkeit einsetzen. Dazu gehöre, dass man darauf achte, dass Fremdinvestoren im Gesundheitswesen nicht überhand nehmen. „Lassen Sie uns gemeinsam wachsam sein“, forderte er in seiner Wahlrede. Kritik übte er an der hohen gesetzgeberischen Taktung von Gesundheitsminister Jens Spahn. „Stakkatoartig immer neue Regelungen vorzunehmen, um das SGB V zu erweitern, verbessert die Versorgung nicht.“
Er stellte vor der Wahl aber auch klar, dass er antritt, damit im BÄK-Präsidium weiter prominent die Stimme der Klinikärzte vertreten ist.
Sein Kontrahent Professor Andreas Crusius (geb. 1956) war in seinen Positionen gar nicht so weit weg von Matheis. Auch der Facharzt für Innere Medizin und Pathologie und Kammerpräsident in Mecklenburg-Vorpommern mahnte: „Wir müssen uns dem zunehmenden Kommerz im Gesundheitswesen widersetzen.“ Medizin müsse patienten- statt renditeorientiert sein. Er konnte sich mit 65 Stimmen aber nicht gegen Matheis durchsetzen.
Dabei war Crusius bereits von 1999 bis 2007 Vizepräsident der BÄK. (reh/cben)
125. Deutscher Ärztetag
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