Kontroversen beim Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom

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Das Prostatakarzinom ist seit einigen Jahren unter häufigen Krebserkrankungen die umstrittenste. Weder herrscht Einigkeit über die optimale Therapie. Noch sind die Fronten bei der Früherkennung geklärt.

Beide Themenkomplexe sind beim 30. Deutschen Krebskongress Thema einer Plenarsitzung. Therapeutisch ist es vor allem das Prostatakarzinom mit niedrigem Risiko, das Kontroversen hervorruft.

Professor Peter Scardino vom Sloan-Kettering Cancer Center in New York plädiert dafür, das Spektrum an Maßnahmen von der aktiven Surveillance bis hin zur radikalen Prostatektomie zu nutzen, um die jeweils optimale Therapie auszuwählen.

"Bei älteren Männern mit Komorbiditäten wird man meist eine aktive Überwachung empfehlen", so Scardino. Eingegriffen wird hier erst bei Anzeichen einer Progression der Krebserkrankung.

Jüngere Männer seien dann für die aktive Überwachung geeignet, wenn das Tumor volumen gering ist, nur geringe Tumormengen in ein bis zwei Stanz zylindern gefunden würden oder die PSA-Dichte niedrig sei, betont Scardino.

Beim Screening auf Prostatakarzinom gibt es in der Urologie trotz diverser Studien, die mittlerweile Ergebnisse geliefert haben, nach wie vor keine Einigkeit. Entsprechend wird es im Rahmen des Prostata-Plenums eine Pro- und Contra-Session zu diesem Thema geben.

Professor Michael Stöckle vom Universitätsklinikum des Saarlands weist darauf hin, dass viele der Studienergebnisse, über die diskutiert wird, vorläufig seien.

Die Auswertung der PLCO-Studie (Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian Cancer Screening Trial) nach nur sechs Jahren erzeuge beispielsweise nichtssagende Daten.

Auf der anderen Seite erinnert Kongresspräsident Professor Peter Albers vom Universitätsklinikum Düssel dorf an das reale Problem der Überdiagnostik. Ein möglicher Ausweg ist für ihn ein risikoadaptiertes Screening, das freilich auch erst einmal in Studien evaluiert werden muss. (gvg)

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