Abgenutzte Nadeln strapazieren das Fettgewebe von Diabetes-Patienten

DRESDEN (hbr). Der Gleitfilm, der die meisten Injektionsnadeln für Diabetiker überzieht, reißt bereits bei der ersten Anwendung. Spätestens beim dritten Einstich ist die Nadel beschädigt.

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Daher plädiert Professor Thomas Haak, Diabetologe aus Bad Mergentheim, für einen Wechsel vor jeder Injektion. Denn die Nadeln von Insulin-Pens sind zwar dünn und der Stich schmerzarm. Sie sind aber auch empfindlich und nur für die einmalige Benutzung gedacht.

So reißt der Gleitfilm, der die meisten Nadeln überzieht, bereits beim ersten Gebrauch; nach dem zweiten Mal ist er kaum noch vorhanden. Bei mehrfachem Gebrauch kann die Nadel stumpf werden und Widerhaken bekommen. Das Gewebe wird strapaziert, die Injektion schmerzhafter. Spätestens beim dritten Einstich ist die Nadel beschädigt.

Hauptprobleme der Mehrfachverwendung sind Änderungen im Fettgewebe. Denn jeder Einstich verursacht eine kleine Wunde und damit eine Narbe. Narbengewebe ist weniger schmerzempfindlich, weshalb die Patienten wieder bevorzugt in diese Areale spritzen. Wachstumsfaktoren und Insulin führen zu Fettwucherungen. Das veränderte Gewebe ist schlecht durchblutet. Das erschwert wiederum die Blutzucker-Einstellung, denn die Insulinresorption aus diesen Bereichen ist unkalkulierbar.

Ein vermehrtes Wachstum des Unterhaut-Fettgewebes finde er bei etwa jedem dritten Diabetes-Patienten seiner Klinik, sagte Haak bei einer Veranstaltung von Becton Dickinson, Novo Nordisk, Ypsomed und des Verbandes der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Dresden.

Weil die Behandlung schwierig ist, hilft Vorbeugen am besten. Denn die Lipohypertrophien gehen zwar zurück, wenn die Patienten nicht mehr in diese Areale spritzen - aber sie gehen nicht mehr weg. Eine Spritz-Schablone hilft, auf den regelmäßigen Wechsel der Injektionsstelle zu achten.

In Frankreich benutzen 87 Prozent der Patienten keine Nadel mehrfach, wie Professor Michel Pinget aus Straßburg berichtet. Das hat eine Studie mit 1002 Diabetikern ermittelt. In Deutschland ist es umgekehrt: Hier verwenden 93 Prozent ihre Pen-Nadeln mehrmals - im Durchschnitt neunmal.

Nach Angaben von Pinget liegt das daran, daß in Frankreich eine klare Empfehlung zum Einmalgebrauch existiert. Sie wird in Schulungen konsequent vermittelt und durch Kostenerstattung ohne Mengenbegrenzung unterstützt. In Deutschland dagegen fehlt eine klare Empfehlung zur Nutzungsfrequenz, und die Patienten müssen zuzahlen.

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