Adipöse Diabetiker profitieren von Insulin-Analogon

WIESBADEN (hbr). Adipöse Typ-2-Diabetiker profitieren von Insulin glulisin: Hiermit sind im Vergleich zur Behandlung mit Normalinsulin die Blutzuckerwerte nach dem Essen, die Nüchternglukose-Werte und der HbA1c geringer.

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"Wenn ich Patienten wirklich gut einstellen will, dann muß ich auch den postprandialen Blutzuckerwert beachten", sagte Professor Martin Pfohl aus Duisburg beim Internistenkongreß in Wiesbaden. Um etwa einen HbA1c-Wert unter 7,5 Prozent zu erzielen, sind vor allem die Werte nach dem Essen maßgebend. Bei adipösen Patienten kann die Stoffwechselkontrolle allerdings erschwert sein, da die Insulinresorption nach der Injektion unter anderem von der Hautdicke abhängt.

Und: Bei Adipösen ist nicht nur das subkutane Fettgewebe dicker, sondern auch die Haut. Das Insulin wird dadurch langsamer resorbiert und wirkt langsamer. Außerdem wirkt zum Beispiel Normalinsulin zu lange, wodurch noch Stunden nach der Injektion die Gefahr von Unterzuckerungen steigt.

Um bei adipösen Typ-2-Diabetikern den Glukoseanstieg nach dem Essen in den Griff zu bekommen, eignen sich besonders kurzwirksame Insulin-Analoga wie Insulin glulisin (Apidra®). Es hemmt die hepatische Glukoseausschüttung besonders rasch; es bremst den postprandialen Blutzuckeranstieg und senkt die Werte. So flutet Insulin glulisin mit zehn bis 20 Minuten deutlich schneller an als Normalinsulin, dessen Wirkbeginn bei etwa 30 Minuten liegt, wie der Diabetologe bei einem Symposium von Sanofi-Aventis sagte.

Eine Studie mit Typ-2-Diabetikern belegt die Effekte. Die Teilnehmer waren mit einem mittleren Body Mass Index (BMI) von 34 kg/m² adipös; der HbA1c war mit 7,5 Prozent noch etwas zu hoch. Als Basalinsulin erhielten sie ein NPH-Insulin (Neutral Protamin Hagedorn). Als Bolusinsulin verwendeten sie entweder ein Normalinsulin oder Insulin glulisin. Wegen des langsameren Wirkbeginns injizierten sie das Normalinsulin 30 bis 45 Minuten vor dem Essen, das schneller wirksame Analoginsulin jedoch erst direkt vor dem Essen oder höchstens 15 Minuten vorher.

Die Bilanz nach 26 Wochen: Der mittlere HbA1c war mit Insulin glulisin um 0,46 Prozentpunkte gesunken, mit Humaninsulin nur um 0,3 Prozentpunkte. Der Unterschied war signifikant. Auch die Nüchternglukose und die postprandialen Blutzuckerwerte fielen mit Insulin glulisin signifikant niedriger aus.

Pfohl empfahl, zu einem schnellen Insulin-Analogon zu wechseln, wenn bei einem Patienten mit Humaninsulin keine gute Stoffwechseleinstellung erreicht wird. Das entspreche auch den Vorgaben der Disease-Management-Programme für Typ-2-Diabetes.

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