Ärztegruppe setzt epidemiologische Studie zu Fluglärm durch

KÖLN (akr). Die "Ärzte-Initiative für ungestörten Schlaf" im Rhein-Sieg-Kreis kann einen großen Erfolg verbuchen: Sie hat den Beginn einer epidemiologischen Studie zu den Auswirkungen nächtlichen Fluglärms auf die Gesundheit von Anwohnern erreicht.

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Der Epidemiologe Professor Eberhard Greiser von der Universität Bremen untersucht anhand von Krankenkassendaten, ob Patienten aus fluglärmbelasteten Regionen besonders häufig unter Bluthochdruck, Schlafstörungen, Herzkrankheiten oder Depressionen leiden.

Die Ärzte-Initiative hatten fünf Mediziner 2001 ins Leben gerufen, um gemeinsam mit Kollegen ein Nachtflugverbot am Köln-Bonner-Flughafen zu erreichen. "Wir sind davon überzeugt, daß nächtlicher Fluglärm zu Gesundheitsstörungen führt", sagt die Troisdorfer Internistin Dr. Gerda Noppeney, eine der Gründerinnen der Initiative.

Die Ärzte hatten bei in die Region gezogenen Patienten eine Verschlechterung des Gesundheitszustands beobachtet, den sie auf die nächtliche Lärmbelastung zurückführten. Sie fordern seit Jahren eine Feldstudie (wir berichteten).

Die Ergebnisse einer großen Untersuchung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zu den Belastungen durch Fluglärm halten sie nicht für ausreichend. Dieser Untersuchung zufolge kostet der Fluglärm die Airport-Anwohner pro Nacht nur zwei Minuten Schlaf und führt nicht zur Ausschüttung von Streßhormonen. Zusammenhänge zu Gesundheitsstörungen haben die Forscher des DLR nicht hergestellt.

Die Ärzte der Initiative kritisieren, daß die Untersuchung ausschließlich unter Laborbedingungen stattfand, außerdem waren unter den Probanden weder Kinder noch Senioren oder Kranke. "In die epidemiologische Studie von Professor Greiser werden alle Altersgruppen einbezogen", berichtet Noppeney.

Anhand von Daten, die der Flughafen zur Verfügung stellte, wurden lärmbelastete und lärmunbelastete Bezirke in der Region definiert. Krankenkassen liefern anonymisierte Daten über die Verordnungen von blutdrucksenkenden Mitteln, Beruhigungsmitteln, Anti-Depressiva und Koronartherapeutika in den vergangenen fünf Jahren.

"Die Daten kommen von der AOK, der Gmünder Ersatzkasse, der DAK und den Betriebskrankenkassen", sagt Noppeney. Das entspreche mehr rund 80 Prozent aller Versicherten. Der Wissenschaftler vergleicht die Verordnungsdaten und prüft, ob es Unterschiede gibt.

"Einbezogen werden auch soziale Daten wie die Arbeitslosenquote", sagt die Internistin. Im Sommer sollen die Ergebnisse vorliegen. Die Ärzte_Initiative will sie bei einem Symposium in Siegburg vorstellen. Noppeney und ihre Mitstreiter hoffen, daß die Ergebnisse ihrer Forderung nach einer umfassenden Feldstudie Nachdruck verleihen.

Die Untersuchung kostet etwa 130 000 Euro, die von den Ärzten bei Geldgebern locker gemacht werden mußten. An der Finanzierung beteiligt sind das Umweltbundesamt, die Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises, der Kreis selbst und private Sponsoren.

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