Alterung in Deutschland lässt ein Krebsregister immer wichtiger werden

Klinische Krebsregister in allen Bundesländern fordert die Deutsche Krebsgesellschaft. Das würde 80 Millionen Euro pro Jahr kosten.

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Die Zusammenführung von Daten aus stationärem und ambulanten Sektor stößt oft auf Vorbehalte von Datenschützern.

Die Zusammenführung von Daten aus stationärem und ambulanten Sektor stößt oft auf Vorbehalte von Datenschützern.

© Tolstoy / fotolia.com

BREMEN (cben). Flächendeckende klinische Krebsregister haben Vertreter der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) im Vorfeld der Delegiertenversammlung in Bremen gefordert. Um nach Leitlinien behandeln und die Qualität der Krebsbehandlung überhaupt feststellen zu können, fordert die DKG in ihrer "Bremer Erklärung" "die Umsetzung einer aussagekräftigen onkologischen Qualitätsberichterstattung für Leistungserbringer, Entscheidungsträger und Patienten in flächendeckend vorhandenen klinischen Krebsregistern".

Während Bayern, Ostdeutschland und Hamburg über entsprechende Register verfügen, fehlen sie in anderen Ländern noch ganz. Anders als die epidemiologischen Register sammeln die klinischen Krebsregister alle Daten der Diagnostik, Therapie und des Verlaufs der Erkrankung und gewinnen so Erkenntnisse über Ergebnis-, Struktur- und Prozessqualität.

"Nur wenn wir diese Daten haben, können wir dem ‘Krebs-Tsunami' der Zukunft vorbereitet und ohne Angst begegnen", sagte Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der DKG. Im laufenden Jahr werden in Deutschland voraussichtlich 450 000 Menschen neu an Krebs erkranken, so die DKG. "Wegen der immer älter werdenden Bevölkerung steigt diese Zahl jährlich um etwa zwei Prozent", sagte Professor Werner Hohenberger, Präsident der DKG. Im Jahr 2020 rechnet er mit 600 000 Neuerkrankungen. "Deshalb muss im Sinne des Nationalen Krebsplanes dringend an der Datenlage gearbeitet werden", so Professor Wolff Schmiegel, Präsident des Deutschen Krebskongresses 2010. Der Nationale Krebsplan wurde 2008 vom Bundesgesundheitsministerium zusammen mit Deutscher Krebsgesellschaft, Deutscher Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren initiiert, unter anderem mit dem Ziel, eine valide Datenlage zu erhalten.

Einer der Hinderungsgründe bei der Zusammenführung der Daten aus Klinik und Praxis sei der Datenschutz. "Wir brauchen ein Commitment für Transparenz", sagte Bruns, "denkbar ist es, die Diagnose- und Therapie-Daten zu pseudonomisieren. So wären die Daten sicher und dennoch könnte man Längsschnitt-Studien machen." Ein weiteres Problem ist das Geld. "Wir brauchen für alle klinischen Krebsregister 80 Millionen Euro im Jahr", sagt Bruns.

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