Anämie ist bei Krebspatienten lange nicht ausreichend beachtet worden

BONN (KHS). Zur "Schande seiner Zunft" müsse er feststellen, daß die Bedeutung der Diagnose Anämie für Krebskranke lange nicht genug beachtet worden sei, sagt der Onkologe Dr. Hans Tilman Steinmetz. Natürlich liege der Hb-Wert jedes Patienten dem Arzt immer vor, aber was dies Tag für Tag für die Patienten bedeute, sei erst in den vergangenen fünf bis zehn Jahren mehr ins Bewußtsein gerückt.

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Eine Anämie habe starke Auswirkungen nicht nur auf die Organfunktionen, sondern auch auf die Lebensqualität der Patienten, so Steinmetz bei einer von den Unternehmen Hoffmann-La Roche und HemoCue unterstützten Veranstaltung in Bonn. Wie der in Köln niedergelassene Arzt für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie berichtete, habe er in seiner Praxis erfaßt, wieviele Patienten eine Anämie hatten.

Das Ergebnis habe exakt mit den Befunden der ein Jahr später publizierten großen paneuropäischen Überwachungsstudie zu Krebs und Anämie (ECAS-Studie) übereingestimmt: Von seinen etwa 1200 Patienten pro Quartal seien 500 bis 600 anämisch gewesen.

Anämien bei Patienten mit Karzinomen seien also häufig und erschwerten die Behandlung nicht zuletzt wegen der höheren Komplikationsrate. In Krebs-Ambulanzen würden dann häufig Bluttransfusionen vorgenommen. Eine Auswertung der Meldungen von 27 onkologischen Praxen an das Paul-Ehrlich-Institut im Jahr 2003 habe eine Streuung von jeweils 100 bis fast 1500 Transfusionen mit insgesamt etwa 20 000 Beuteln Blut pro Jahr in den Praxen ergeben.

Eine wirksame Alternative zur Bluttransfusion sei etwa die Behandlung mit Erythropoetin-beta (NeoRecormon®). Diese Therapie sollte nach Steinmetz bereits bei einem Hb-Abfall unter 11 g/dl beginnen, wenn die Lebensqualität der Patienten verbessert werden soll, und nicht erst bei einem Hb-Wert unter 8 g/dl, wie es für Bluttransfusionen vom Transfusionsgesetz vorgeschrieben ist.

Zu beachten sei bei der Behandlung mit erythropoetischen Wachstumsfaktoren jedoch, daß ausreichend Eisen bei der Hämatopoese zu Verfügung stehe. Eine Wirksamkeit bei bis zu 80 Prozent der behandelten Patienten sei dann gewährleistet. Schon jetzt lasse sich feststellen, daß auf diesem Weg eine erhebliche Zahl von Bluttransfusionen eingespart könnten und die Lebensqualität der Kranken verbessert werden könnte. Unbeantwortet sei allerdings noch die Frage nach der prognostischen Relevanz der Anämie-Therapie.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Fatigue ist nicht unabwendbar

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