Stabile KHK

Angina als unabhängiger Risikofaktor?

Bei Patienten mit stabiler KHK kommen kardiovaskuläre Spätfolgen häufiger vor, wenn sie an Angina pectoris leiden. Doch sind solche Beschwerden wirklich ein unabhängiger Risikofaktor?

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
Wie hängen KHK und Angina zusammen?

Wie hängen KHK und Angina zusammen?

© hriana / fotolia.com

PARIS. Die prognostische Bedeutung einer Angina pectoris bei Patienten mit stabiler KHK ist noch immer unklar. In einigen Studien waren diese Beschwerden unabhängig von anderen Risikofaktoren mit einem vermehrten Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse assoziiert.

Andere Untersuchungen wiederum deuten darauf hin, dass es sich dabei eher um einen Marker für eine fortgeschrittene Erkrankung handelt.

Daten aus REACH-Register

Nun haben sich Forscher um Alon Eisen von der Universität Paris-Diderot erneut diesem Thema zugewandt und für ihre Analyse Daten des großen internationalen REACH-Registers herangezogen (Journal of the American Heart Association 2016; 5: e004080).

Von den insgesamt 26.159 Patienten mit stabiler KHK litten zu Studienbeginn mehr als die Hälfte (52 Prozent) an Angina pectoris. Diese Patienten waren im Vergleich älter, hatten mehr kardiovaskuläre Begleiterkrankungen, Atherosklerose-Risikofaktoren und nahmen mehr Medikamente ein, Frauen waren zudem häufiger betroffen.

Die Charakteristika von Patienten mit Angina pectoris unterscheiden sich somit substanziell von denen ohne diese Beschwerden, fassen die Studienautoren zusammen.

Unterschiede deutlich zwischen Angina- und Nicht-Angina-Patienten

Auch bezüglich des Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse stellten die französischen Wissenschaftler einen Unterschied zwischen Angina- und Nicht-Angina-Patienten fest. So kam es innerhalb der vierjährigen Beobachtungszeit bei den Patienten mit Angina pectoris häufiger zu Myokardinfarkten, Schlaganfällen und kardiovaskulärem Tod (16,3 vs. 14,2 Prozent).

Nach Adjustierung auf diverse Komorbiditäten und andere Faktoren schwächte sich dieser Zusammenhang allerdings merklich ab (adjustierte Hazard Ratio, HR: 1,06). Das relative Risiko für Angina-Patienten, wegen kardiovaskulärer Komplikationen stationär eingewiesen zu werden, eine Revaskularisation zu erhalten und eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, war allerdings selbst nach multivariater Adjustierung um entsprechend 29, 23 und 17 Prozent erhöht.

Stratifizierung des Risikos

Interessanterweise blieb der Zusammenhang zwischen Angina und der Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse nach Stratifizierung der Studienteilnehmer in die Risikokategorie "hoch" oder "niedrig" nur bei niedrigem Risiko bestehen.

Nach Ansicht der Studienautoren könnte dieser Befund darauf hindeuten, dass Angina pectoris nur bei Patienten mit einem niedrigen Risikoprofil prognostisch relevant ist. Bei Hochrisikopatienten hingegen sind diese Beschwerden womöglich nur ein Surrogatparameter für eine fortgeschrittene Erkrankung. Diese Überlegung muss allerdings erst in weiteren Studien untersucht werden.

Mehr zum Thema

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert