Diabetesrisiko

Auf die Früherkennung kommt es an

Durch verbesserte Diagnostik und Therapie nimmt die Prävalenz von Diabetes zu - und damit mehr Arbeit für Hausärzte und Internisten.

Von Prof. Hellmut Mehnert Veröffentlicht:

Prof. Hellmut Mehnert

Arbeitsschwerpunkte: Diabetologie, Ernährungs- und Stoffwechselleiden: Diesen Themen widmet sich Prof. Hellmut Mehnert seit über 50 Jahren.

Erfahrungen: 1967 hat er die weltweit größte Diabetes-Früherfassungsaktion gemacht sowie das erste und größte Schulungszentrum für Diabetiker in Deutschland gegründet.

Ehrung: Er ist Träger der Paracelsus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der Deutschen Ärzteschaft.

Das Gros der Diabetiker wird auch künftig von Allgemeinmedizinern und Internistischen Hausärzten behandelt werden. Dies ist angesichts der epidemiologischen Daten dieser Volkskrankheit auch gar nicht anders denkbar.

Nach neueren Angaben ist mit mindestens sechs Millionen bekannten manifesten Diabetikern in Deutschland zu rechnen, zudem mit zwei bis drei Millionen noch unbekannten Zuckerkranken und zehn Millionen Menschen mit einer gestörten Glukosetoleranz ("Prädiabetes").

90 bis 95 Prozent davon sind Typ-2-Patienten, aber auch Typ-1-Diabetes nimmt stark zu - vor allem in sehr frühen Lebensjahren. 85 Prozent der Typ-2-Patienten sind übergewichtig, auch bei adipösen Kindern und Jugendlichen nimmt diese Diabetesform ständig zu.

So gibt es in den USA bereits Regionen, in denen von allen zuckerkranken Kindern und Jugendlichen 40 Prozent Typ-2-Diabetes haben. In Deutschland mögen die Zahlen noch unter zehn Prozent liegen.

Grundlagen von Diabetes geklärt

Die Zuckerkrankheit hat verschiedene Besonderheiten, die sie von anderen Krankheiten unterscheidet: Die Grundlagen sind für beide Diabetestypen weitgehend geklärt. Diabetes kann exakt diagnostiziert, und Betroffene können gut behandelt werden.

Die Folgekrankheiten des Diabetes äußern sich als vaskuläre und neuropathische Schäden mit besonderen medizinischen und sozioökonomischen Problemen.

Zur Früherkennung muss besonders bei Risikopersonen (erbliche Belastung, Übergewicht, metabolisch-vaskuläres Syndrom) nach einem Diabetes gefahndet werden.

Leider wird der Prädiabetes nicht (noch nicht?) als Krankheitsbild anerkannt, obwohl mit der FRAMINGHAM-Studie schon vor vielen Jahren auf die vermehrte kardiovaskuläre Belastung in dieser Phase der Erkrankung hingewiesen wurde.

Wie wichtig wäre es doch, hier schon erste Maßnahmen wie Schulung, Ernährungs- und Bewegungstherapie und womöglich sogar eine Prophylaxe mit Metformin einzuleiten! Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel begünstigen die Entstehung des Typ-2-Diabetes als wichtigste Faktoren, die beeinflussbar sind.

Als weitere Faktoren kommen hinzu, dass Diabetes - besonders vom Typ 2 - erblich ist und dass die Menschen älter werden, als dies früher der Fall war.

Im Zweifel Glukosetoleranztest

Auch durch verbesserte Diagnostik und Therapie nimmt die Prävalenz des Diabetes zu (frühe Diagnose und lebenserhaltende Therapie) ebenso wie die Verschärfung der diagnostischen Kriterien.

Diese ist erforderlich geworden, da schon bei niedrigeren Blutzuckerwerten als man es früher angenommen hat, diabetische Folgeschäden zu beobachten sind. Ob der HbA1c-Wert als Parameter zur Diagnose ausreicht, ist umstritten, zumindest was das prädiabetische Stadium (5,7 bis 6,4 Prozent) angeht.

Bei Werten ab 6,5 Prozent ist aber in der Regel an der Diagnose eines Diabetes kein Zweifel. In Zweifelsfällen hat sich der orale Glukosetoleranztest mit 75 g Glukose bewährt.

Natürlich ist die beste und preisgünstigste Therapie eines übergewichtigen Typ-2-Diabetikers die Ernährungs- und Bewegungstherapie womöglich zusammen mit Metformin.

Reicht das nicht aus oder ist Metformin kontraindiziert, kommt eine personenbezogene, individualisierte Therapie hinzu, bei der - um an dieser Stelle nur eine Aussage zu machen - sicher die Kombi von Metformin mit einem DPP-4-Hemmer oder einem injizierbaren GLP-1-Agonisten am günstigsten ist.

Nicht zu spät sollte Insulin, vor allem zunächst als Basalunterstützung der oralen Therapie, gegeben werden, wie ja auch die Studie ORIGIN gezeigt hat. Früherkennung und frühe Therapie aller Diabetiker ist also anzustreben. In der prädiabetischen Phase sind verstärkt Präventionsbemühungen nötig.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Preisträger gekürt

Das sind die Gewinner des Galenus-von-Pergamon-Preises 2025

Diabetes mellitus

Galenus-Preis 2025: Awiqli® gewinnt in der Kategorie Primary Care

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job

Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar