Infektionen
Bakterium jagt Erreger von Krankheiten
Auch unter Bakterien gibt es räuberisch lebende Arten. Eventuell lassen sie sich als lebendes Antibiotikum einsetzen, hoffen Forscher.
Veröffentlicht:TEMPE. Forscher haben Bakterien-jagende Bakterien untersucht, die sich als lebendes Antibiotikum einsetzen lassen könnten. Dazu haben die Wissenschaftler um Steve Pressé von der Arizona State University in Tempe das parasitisch lebende Bakterium Bdellovibrio bacteriovorus beobachtet.
Bdellovibrien können dank ihres fadenförmigen, rotierenden Antriebs, der Geißel, sehr schnell schwimmen. Haben sie ein Beute-Bakterium erreicht, heften sie sich an die Zellwand, durchdringen diese und verdauen dann das Innere ihres Opfers. Zudem vermehren sie sich darin. Die durch Zellteilung entstehenden Nachkommen machen sich nach dem Platzen der Wirtszelle ihrerseits auf die Suche nach Beute.
Obwohl Bdellovibrio bacteriovorus schon vor mehr als 50 Jahren entdeckt wurde, sei wenig darüber bekannt, wie das Bakterium seine Beute aufspürt, berichtet Pressé im "Biophysical Journal" (2017; online 28. März). Unklar sei zum Beispiel gewesen, ob es dabei chemischen Spuren folgt oder zufällig gegen ein Beute-Bakterium prallt. Das zu verstehen, sei aber ein erster Schritt dahin, es als lebendes Antibiotikum einzusetzen, das im Körper gezielt Erreger jagt. Auch zur Reinigung von Wasser und Oberflächen ließe es sich möglicherweise verwenden. Zur Beute von Bdellovibrio bacteriovorus zählen zum Beispiel Darmbakterien wie E. coli, die schwere Infektionen verursachen können. Zellen von Säugetieren werden dagegen nicht attackiert.
Die Wissenschaftler zeichneten nun die Bewegungen der jagenden BV-Bakterien und von E. coli-Bakterien in einer Flüssigkeit mit einem hochauflösenden Mikroskop in Videos auf. Mit ihren schnellen Schwimmbewegungen verursachten die jagenden Mikroben Strömungen, die sie in bestimmten Bereichen hielten und die Wahrscheinlichkeit für ein Zusammentreffen mit Beute-Bakterien deutlich erhöhten. Chemische Substanzen spielen der Auswertung und darauf aufbauenden Modellrechnungen zufolge wahrscheinlich keine Rolle, schreiben die Forscher. (dpa)