Bei Drogen-Psychose reicht Abstinenz als Therapie

BERLIN (gvg). Manche Menschen, die Cannabis rauchen, erkranken an einer Psychose. Aber zwischen beidem besteht nicht zwangsläufig ein kausaler Zusammenhang. Dauern die Symptome etwa ein halbes Jahr nach Abstinenz noch an, spricht das eher gegen eine drogeninduzierte Psychose.

Veröffentlicht:

"Auch wenn eine Psychose im engen zeitlichen Zusammenhang zum Cannabis-Konsum auftritt, heißt das nicht zwangsläufig, dass es sich um eine drogeninduzierte Psychose handelt", sagte Professor Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank auf der Jahrestagung der deutschen Psychiater (DGPPN) in Berlin. Bestehen die Symptome auch noch nach sechs und mehr Monaten, obwohl die Patienten glaubwürdig ihre Abstinenz beteuern, spreche das eher gegen eine kausale Bedeutung des Cannabis-Konsums, sagte die Wissenschaftlerin von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Köln.

Auch wenn die Symptome rasch verschwinden, aber dann ohne erneuten Cannabis-Konsum ein Rezidiv auftritt, ist eine Cannabis-induzierte Psychose eher unwahrscheinlich. Therapeutisch sei die Unterscheidung relevant, weil bei der drogeninduzierten Psychose der Fokus auf Abstinenz und supportive Psychotherapie liegt. Neuroleptika bringen bei diesen Patienten nicht den Erfolg, den sie bei endogenen Psychosen haben.

In der Praxis gibt es trotzdem oft Schwierigkeiten, die Cannabis-Psychose von der endogenen Psychose abzugrenzen. "Das liegt auch daran, dass eine Abstinenz oft schwer verifizierbar ist", sagte Gouzoulis-Mayfrank. Die Expertin empfiehlt im Zweifel Screening-Untersuchungen auf Delta-9-THC und seine Metabolite im Urin: "Die geben vor allem dann einen guten Hinweis auf erneuten Konsum, wenn sie einmal negativ gewesen sind und dann wieder positiv werden."

Waren die Werte dagegen nie negativ, ist die Interpretation schwieriger, weil die Cannabis-Inhaltsstoffe bei einem Teil der Konsumenten auch Wochen nach dem Konsum noch nachweisbar sind. Zur Differenzialdiagnose bei einer akuten Psychose eignet sich das Urin-Screening aus diesem Grund nicht, sagte Gouzoulis-Mayfrank.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Rauchfreies Europa?

Rauchstopp: EU hat neben Tabak auch Nikotin im Blick

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Suchtmedizin: ein spannendes und vielfältiges Betätigungsfeld

© Springer Medizin Verlag GmbH

Suchtmedizin: ein spannendes und vielfältiges Betätigungsfeld

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Hexal AG, Holzkirchen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“