Bei Narbenschmerz hilft tiefe Lokalanästhesie

Veröffentlicht:

Operationsnarben können auch lange nach dem Eingriff plötzlich heftige Schmerzen auslösen. Wird nicht rechtzeitig effektiv therapiert, kann sich leicht ein chronisches Schmerzsyndrom ausbilden. Was hier zu tun ist, erläutert Dr. Thomas Flöter vom Schmerzzentrum Frankfurt am Main in unserer heutigen Schmerzkasuistik-Folge.

  • Die aktuelle Situation

Ein 43jähriger Angestellter kommt in unsere Praxis zur Schmerztherapie wegen zunehmend unerträglicher Dauerschmerzen des linken Oberschenkels und Knies mit Ausstrahlungen sowohl in den Unterschenkel als auch in den Rücken bis hoch in den Kopf. Die Schmerzen werden als stechend scharf und teilweise dumpf beschrieben.

  • Was ist bisher passiert?
  • Was ist nun zu tun?

Wenn Sie eine interessante Kasuistik zum Thema Schmerztherapie haben, schreiben Sie uns. Oder haben Sie einen besonders kniffligen Schmerzpatienten? Schildern Sie die Problematik! Wir werden sie an unsere Experten weiterleiten.

Schreiben Sie an: Ärzte Zeitung, Ressort Medizin, Postfach 20 02 51, 63077 Offenbach oder per Email an: med@aerztezeitung.de

Therapie der Wahl ist hier die therapeutische Lokalanästhesie der hyperalgetischen Zonen der Narbe. Diese Stellen müssen mit einer feinen Nadel tief bis aufs Periost anästhesiert werden. Denn ein diffuses Unterspritzen oder flächiges Infiltrieren, wie es bisher bei diesem Patienten gemacht wurde, wirkt nur unzureichend.

Die körperliche Untersuchung - Muskulatur und Triggerpunkte - ergibt zudem, daß die Rückenschmerzen, die bis hinauf in den Kopf strahlen, sekundär durch eine Fehlhaltung (Schonhaltung des Beins) bedingt sind. Daher wird parallel eine intensive Krankengymnastik verordnet.

Zur dauerhaften Schmerzlinderung und damit die physiotherapeutischen Maßnahmen schmerzfrei möglich sind, wird zudem ein retardiertes Opioid der WHO-Stufe 2 (Valoron®® N retard) verordnet, da wegen einer chronischen Gastritis eine Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika nicht vertragen wird.

Die Behandlung mit einem Opioid ist bei dem Patienten aber auch indiziert, um intensiver dem Chronifizierungsprozeß der Schmerzen entgegenwirken zu können. Die Dosierung beträgt 100 mg des Präparates alle acht Stunden. Unter dieser Therapie kann der Patient bereits nach drei Wochen wieder ohne Stock laufen und nachts schmerzfrei schlafen. Auch die Medikamente können daraufhin abgesetzt werden.



FAZIT

Es gibt verschiedene Theorien, wie Narbenschmerzen entstehen, etwa durch Kurzschlüsse zwischen den zu- und ableitenden Nervenfasern, wodurch es zu einem Aufschaukeln von Impulsen im Nerv selbst kommen kann. Empfehlenswert zur Linderung von Narbenschmerzen ist dann die tiefe Lokalanästhesie der hyperalgetischen Zone und eventuell die Anwendung von retardierten Opioiden der WHO-Stufe 2.

Je früher mit der Therapie begonnen wird, desto geringer ist das Risiko, daß sich ein Schmerzgedächtnis ausbildet, was dann den Therapieerfolg erschwert. Daß bei diesem Patienten die Behandlung so schnell angeschlagen hat, obwohl die Beschwerden seit mehreren Jahren bestanden, ist daher nicht selbstverständlich.

Mehr zum Thema

Kopfschmerzen

Migräne: Welche Therapie bei älteren Patienten möglich ist

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Zum Jahresstart

Das ändert sich 2026 für Praxen

Lesetipps
Eine Person hält drei Figuren in den Händen

© Suriyo/stock.adobe.com

Man kann nicht nicht führen

Mitarbeiterführung in der Arztpraxis: Tipps für Praxisinhaber

Frau telefoniert

© Matthias Balk / picture alliance

Kontakt mit Patienten

Arztpraxis ohne Telefon: Kann das funktionieren?