Bei Schlaganfall im Zweifelsfall pro Lyse

BERLIN (eb). Deutlich mehr Apoplexie-Patienten als bisher sollten eine Lyse erhalten, legen die Thrombolyse-Studie IST-3 und eine Meta-Analyse nahe.

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"Diese Daten untermauern unsere Empfehlung, die Lyse noch mehr in der Routine-Therapie zu verankern", betont Professor Martin Grond, Vorstandsmitglied der DGN (Deutsche Gesellschaft für Neurologie) und der DSG (Deutsche Schlaganfall Gesellschaft) in einer Mitteilung der beiden Gesellschaften.

"Bisher sucht man eher nach Gründen, die Lyse nicht durchzuführen - wir sollten aber eher die Lyse als Standard betrachten."

Die Studien belegten, dass eine Lyse-Therapie mit Alteplase auch dann mit ausreichender Sicherheit anwendbar ist, wenn die Entscheidung für oder gegen diese Therapie durch die bisherige Zulassung nicht abgedeckt ist, betonen die DGN und die DSG ihrer Mitteilung.

Bei einem Teil der Patienten, die ausgeschlossen sind, würden ähnliche Erfolgsraten wie bei Standardindikationen erreicht.

Dies gelte etwa für Patienten mit schweren Schlaganfällen, bei denen die Zulassung des Medikaments bisher noch starke Zurückhaltung auferlegt, oder bei Patienten, die aufgrund ihres Alters über 80 Jahre nicht entsprechend behandelt werden dürfen.

Alteplase eine Option

Professor Didier Leys, Direktor der Neurologischen Klinik der Universität Lille, Frankreich, bestätige in seinem Kommentar in The Lancet: "Die IST-3-Studie legt nahe, dass viele Patienten aus Subgruppen, die sonst von der Lyse-Therapie ausgeschlossen werden, von nun an Alteplase bekommen können."

Schlaganfall-Experte Professor Werner Hacke, Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg, weist in der Mitteilung darauf hin, dass die Studie keinen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen ergeben habe. Alle positiven Ergebnisse stammten aus sekundären oder post-hoc-Analysen.

Trotzdem seien die Kernaussagen, die man aus der Studie ableiten könne, hilfreich: Die Resultate decken sich mit denjenigen früherer Studien, obwohl die Einschlusskriterien viel breiter angelegt waren.

Damit geben sie größere Sicherheit bei den Off-Label-Indikationen - die Standards der Lyse-Therapie müssten aber durch IST-3 nicht geändert werden.

"Es gilt nach wie vor, dass der Nutzen einer Thrombolyse-Therapie in den ersten 90 Minuten nach dem ischämischen Insult am größten ist", wird Hacke in der Mitteilung der DGN und der DGS zitiert.

Möglichst frühzeitige Thrombolyse-Therapie

Die Studienergebnisse hätten noch einmal eindrucksvoll die Effektivität und Sicherheit dieser Therapie auch in Grenzbereichen der geltenden Indikationen belegt.

Generell sollten alle Schlaganfallpatienten eine adäquate und möglichst frühzeitige Thrombolyse-Therapie erhalten.

Keinesfalls dürften die neuen Daten so interpretiert werden, dass es jetzt ein längeres Zeitfenster bis sechs Stunden gibt, in denen die Lyse als Routinetherapie eingesetzt werden kann, so Hacke weiter.

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