Beurteilungssystem für Krebstherapie bei Alten wird entwickelt

FULDA (grue). Bei alten Patienten verläuft eine Krebserkrankung zwar anders als bei jungen, aber die Prognose ist deshalb nicht unbedingt schlechter. Spezifische Therapien müssen aber den veränderten körperlichen und kognitiven Bedingungen angepaßt werden.

Veröffentlicht:

Deshalb möchte Professor Gerald Kolb, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, ein von Experten konzipiertes geriatrisches Assessment einführen: Es handelt sich dabei um eine Art Bestandsaufnahme mit Angaben zur Kognition, Alltagsaktivität, Mobilität, psychischer Verfassung und Komorbidität des Patienten. Auf dieser Basis könne eine Therapieentscheidung getroffen werden, sagte Kolb auf einer Veranstaltung des Unternehmens Ortho Biotech in Fulda.

Mit Unterstützung des Unternehmens haben Kolb und zehn weitere Experten - wie berichtet - vor einigen Monaten die Initiative Geriatrische Hämatologie und Onkologie (IN-GHO) gegründet, die Fachkreise und Öffentlichkeit über altersabhängige Besonderheiten der Therapie bei Tumoren informieren will.

Geplant ist dabei auch ein Patientenregister, das Basisdaten aus dem vorgeschlagenen geriatrischen Assessment enthält und den Therapieverlauf dokumentiert. "Die Therapierisiken bei älteren Patienten sind sehr unterschiedlich. Sie erfordern eine individuelle Abwägung, ob eine Standardtherapie in Frage kommt oder eine adaptierte Therapie, etwa mit reduzierter Dosis", sagte Kolb.

Der Geriater erinnerte daran, daß von den über 70jährigen Menschen 40 Prozent eine Demenz, Depression oder Mangelernährung oder eine Kombination aus diesen Risiken haben. Ebenfalls 40 Prozent nehmen mehr als sieben Medikamente ein, und 70 Prozent haben ein körperliches Gebrechen.

"Mit Hilfe des Assessments läßt sich zum Beispiel abschätzen, ob ein Krebspatient ergänzende Medikamente braucht, etwa Wachstumsfaktoren zur Unterstützung des Knochenmarks". Hilfreich sei auch ein Zytokapazitätstest: Mit ihm läßt sich die Granulozytenfunktion bestimmen. Er ist aber noch nicht etabliert. "Langfristig werden wir unser Assessment aber sicher noch ausbauen", so Kolb.

Das Unternehmen Ortho Biotech ist seit längerem in der Onkologie aktiv, unter anderem mit Bortezomib (Velcade®), das 2005 mit dem von der "Ärzte Zeitung" gestifteten Galenus-von-Pergamon-Preis für innovative pharmakologische Forschung ausgezeichnet wurde. Erhältlich ist ebenfalls Epoetin-alfa (Erypo®).

Weitere Infos im Internet unter http://www.in-gho.de

Mehr zum Thema

Gastbeitrag zur Darmkrebsfrüherkennung

Drei Kritikpunkte an der NordICC-Studie

Anwendungsbereiche erweitert

Mehr Optionen mit Ibrutinib bei CLL

Das könnte Sie auch interessieren
Notfall Thrombose – initial niedermolekulares Heparin

© LEO Pharma GmbH

DGA 2021

Notfall Thrombose – initial niedermolekulares Heparin

Anzeige | LEO Pharma GmbH
Schwangerschaftsassoziierte Thrombose: Warum NMH?

© LEO Pharma GmbH

DGA 2021

Schwangerschaftsassoziierte Thrombose: Warum NMH?

Anzeige | LEO Pharma GmbH
VTE-Inzidenz bei Krebs in den letzten 20 Jahren verdreifacht

© LEO Pharma GmbH

Publikation

VTE-Inzidenz bei Krebs in den letzten 20 Jahren verdreifacht

Anzeige | LEO Pharma GmbH
Kommentare
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar verfassen zu können.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Die Newsletter der Ärzte Zeitung

» kostenlos und direkt in Ihr Postfach

Am Morgen: Ihr individueller Themenmix

Zum Feierabend: das tagesaktuelle Telegramm

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Europäischer Gesundheitsdatenraum

BÄK und KBV erklären der EU-Kommission ihre Bedenken zum EHDS

„Mitwirkung der Länder erschwert“

Gesundheitsminister der Länder attackieren den G-BA

Quartalswechsel

Telefon-AU läuft zum 31. März aus