Kommentar zur Suizidforschung

Bluttest allein reicht nicht

Forscher haben entdeckt, dass Biomarker im Blut darauf hinweisen, ob Patienten mit bipolaren Störungen womöglich an Selbstmord denken. Dies kann eine psychiatrische Untersuchung aber nicht ersetzen.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ob Patienten mit bipolaren Störungen zu einem bestimmten Zeitpunkt suizidgefährdet sind, lässt sich nicht allein an einem Bluttest ablesen.

Was US-Forscher bei solchen Patienten jetzt entdeckt haben, sind vor allem biologische Zusammenhänge, deren Verständnis Diagnose und Therapie bereichert. Allein die Tatsache, dass jemand an einer solchen Störung leidet, mit Depressionen sowie manisch-depressiven Mischzuständen, ist ja bereits wesentliches Zeichen für ein erhöhtes Suizidrisiko.

So würde sich der Bluttest - wenn er denn eines Tages routinemäßig genutzt werden könnte - einreihen in die Liste der Merkmale, die jetzt schon helfen, Suizidgefährdete zu erkennen: also Suizidversuch in der Anamnese, schwere depressive Episoden im Krankheitsverlauf, Angehörige, die Suizid/Suizidversuche begangen haben, jüngeres Lebensalter, Einsamkeit oder soziale Isolation, aber auch - so die Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen - eine Persönlichkeitsstruktur, die impulsive Merkmale hat.

Die Entdeckung der Marker bringt vor allem die Erforschung biologischer Grundlagen von Suizidalität voran. Einen Test, der eine psychiatrische Untersuchung ersetzt, wird es nicht geben.

Lesen Sie dazu auch: Bipolare Störungen: Suizidgefahr am Blut abzulesen?

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