Briten für freizügigere Embryoforschung

LONDON (dpa). In Großbritannien haben Regierungspläne zur Ausweitung der Embryonal- und Stammzellforschung im Parlament wichtige Hürden genommen. Im Unterhaus in London wurde jetzt ein Antrag zum Verbot der künstlichen Zeugung sogenannter "Helfer- oder Retter-Geschwister" mit Mehrheit abgelehnt.

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Bei dieser Form der In-vitro-Fertilisation geht es darum, genetisch weitgehend übereinstimmende Kinder zu zeugen, die einem erkrankten Geschwister Zellen oder nur DNA für die Therapie liefern sollen. Zuvor hatten die Parlamentarier bereits einen Antrag zum Verbot der Forschung mit Hybrid-Embryonen aus menschlichen und tierischen Zellen - nach heftigen Kontroversen - abgelehnt.

Pläne könnten schon 2009 Gesetz werden.

Kritiker sprachen von "monströsen" Auswüchsen der Forschung und einem Herumpfuschen an der Natur. Die katholische Kirche verurteilt die Versuche scharf. Der konservative Politiker Edward Leigh sprach von "Frankenstein-Wissenschaft". Premierminister Gordon Brown hatte sich vehement für die Ausweitung der Gesetzesgrundlagen zur Stammzellforschung ausgesprochen.

Es sei eine "moralische Anstrengung", mit der Tausende und langfristig Millionen Leben gerettet werden könnten. Befürworter hoffen, damit künftig etwa Alzheimer- und Parkinson-Patienten besser behandeln zu können. Wegen der stark abweichenden Meinungen durften die Abgeordneten unabhängig von Partei- und Fraktionszugehörigkeit nur dem Gewissen folgend votieren.

Hybrid-Embryonen werden aus einer tierischen Eizelle und menschlichem Erbgut hergestellt. Vor wenigen Wochen hatten britische Wissenschafter bekannt gegeben, dass sie ein solches Mischwesen mit Hilfe entkernter Kuh-Eizellen erzeugt hätten, deren Entwicklung nach wenigen Tagen beendet wurde (wir berichteten). Dazu hatten die Forscher eine Sondergenehmigung der britischen Behörde HFEA. Nun soll die Erzeugung solcher Hybrid-Embryonen zu Forschungszwecken generell erlaubt werden. Das entsprechende Gesetz könnte 2009 in Kraft treten.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Keine guten Signale aus Großbritannien

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