Pädiatrie

Calprotectin macht fit beim Start ins Leben

Ein Entzündungsmediator schützt Neugeborene vor überschießenden Immunreaktionen.

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HANNOVER. Neugeborene haben ein vollkommen anderes Immunsystem als Kleinkinder oder Erwachsene. Es wurde bisher als "unreif" bezeichnet.

Doch eine Studie, die in der Fachzeitschrift "Cell Reports" veröffentlicht werden soll, spricht dafür, dass das Neugeborenen-Immunsystem sehr aktiv und auf die spezielle Situation der Geburt abgestimmt ist.

Das Immunsystem von Babys, die mit einem normalen Körpergewicht nach Vollendung der Schwangerschaft auf natürlichem Weg geboren werden, schafft es, sich in angemessener Weise gegen Krankheitserreger zu wehren, wird in einer Mitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erläutert.

Für eine solche angemessene Reaktion des Immunsystems sei Calprotectin entscheidend, ein körpereigener Entzündungsmediator: Akut ausgeschüttet verstärkt es zunächst Entzündungsreaktionen des angeborenen Immunsystems zur Abwehr von Krankheitserregern.

 Entscheidend ist aber auch, dass es parallel und nach längerem Einwirken das Abstellen der Entzündungen einleitet, damit diese nicht zu stark ausfallen. Es reguliert also die Entzündungsreaktion - ohne die Abwehr der Krankheitserreger zu beeinflussen.

Mit der Geburt wird massiv Calprotectin ausgeschüttet und das Immunsystem von Neugeborenen dadurch in seiner Reaktion gegenüber Mikroorganismen gebremst. Frühgeborene haben nur wenig Calprotectin im Nabelschnurblut.

Mit der Tatsache, dass die Calprotectin-Freisetzung bei der Geburt die Immunantwort reguliert, ist zu erklären, dass fast alle schweren Erkrankungen von Frühgeborenen komplexe Entzündungsreaktionen sind, wie die Sepsis.

Der Körper reagiert dann zu stark auf Erreger, das Immunsystem ist zu aktiv. Damit keine überschießende Entzündungsreaktion stattfindet, muss Calprotectin ausgeschüttet werden. Dieser Mechanismus bereitet Kinder auf die Auseinandersetzung mit der Umwelt vor, die anschließend dauerhaft stattfindet. (eb)

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