Chats im Internet schließen Lücke bei Psychotherapie

BERLIN (otc). Nach einer stationären Psychotherapie kommt es bei etwa 30 Prozent der Patienten innerhalb eines Jahres zu einem Rückfall. Teilweise müssen sie dann auch erneut in die Klinik. Eine unmittelbare Weiterbetreuung via Internet im Anschluß an die stationäre Therapie soll dies verhindern und, wie bereits kurz berichtet, zwischen stationärer und ambulanter Therapie eine Brücke schlagen.

Veröffentlicht:

Zusammen mit der Panorama-Fachklinik Scheidegg und der Forschungsstelle für Psychotherapie in Stuttgart hat die Techniker-Krankenkasse das Projekt "Internet-Brücke" initiiert, in dem Therapeuten Online zwölf bis 15 Wochen lang Kontakt zu den aus der Klinik entlassenen Patienten halten.

Die Web-Betreuung findet dabei in Chat-Gruppen mit jeweils acht bis zehn Teilnehmern statt, wie Dr. Hans Kordy aus Stuttgart auf dem DGPPN-Kongreß in Berlin berichtet hat. Die Teilnehmer und ein Therapeut chatten einmal in der Woche zu einer festgelegten Zeit.

Das virtuelle Gespräch dauert etwa 90 Minuten. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine ausreichende physische und psychische Stabilität. Außerdem müsse ein Notfalltherapeut am Heimatort benannt werden, so Kordy. Meist ist dies der Hausarzt, der behandelnde Psychiater oder Psychotherapeut.

Fragebögen, die als psychometrische Werkzeuge dienen, werden vor und nach jedem Chat ausgefüllt. So kann der Therapeut das aktuelle physische und psychische Befinden der Patienten einschätzen.

Die Gruppenarbeit im Chat werde nach den bisherigen Erfahrungen gut akzeptiert, so Kordy. Die häusliche Umgebung wirke sich gerade auf unsichere und vorsichtige Patienten positiv aus. Schambesetzte Themen würden im halbanonymen Raum des Chats schneller und leichter angesprochen.

Kordy sieht dabei keine Beschränkung der Web-Betreuung auf bestimmte Krankheitsbilder. Er schätze die Methode als kostengünstige und unaufwendige Maßnahme zur Versorgung chronisch Kranker ein, sagte er in Berlin.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Verliebt in die Künstliche Intelligenz

Wenn der Chatbot zum Suizid aufruft

Von pAVK bis Raynaud

Mit Rückenmarkstimulation Gefäßverschlüsse öffnen

Interview zur Bräunungssucht

Gebräunte Haut: Wann eine Tanorexie dahinter steckt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Verliebt in die Künstliche Intelligenz

Wenn der Chatbot zum Suizid aufruft

Lesetipps
Eine junge Frau liegt auf der Sonnenbank.

© luckybusiness / stock.adobe.com

Interview zur Bräunungssucht

Gebräunte Haut: Wann eine Tanorexie dahinter steckt