Herzinsuffizienz

DGK fordert mehr Aufmerksamkeit

Immer mehr Patienten mit Herzinsuffizienz müssen in Deutschland in Kliniken behandelt werden. Mit Aufklärungs-Aktionen wird daher im Mai für die Früherkennung und die konsequente Behandlung geworben.

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MANNHEIM. Die gestiegene Lebenserwartung und medizinische Fortschritte wie ein verbessertes Überleben nach Herzinfarkt tragen zu einer steigenden Zahl von Patienten mit Herzinsuffizienz (HI) bei: Bis zu drei Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen, mehr als 50.000 pro Jahr sterben daran.

Die Fünf-Jahres-Sterberate von HI ist höher als bei den meisten Krebsarten, betont die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in einer Mitteilung.

So starben im Jahr 2011 9,4 Prozent der Krankenhaus-Patienten mit HI, die Erkrankung ist mit einem Anteil von 8,9 Prozent mit Abstand die häufigste Todesursache in der Klinik. Zwischen 2000 und 2011 stieg die Gesamtzahl der HI-bedingten Hospitalisierungen um 59 Prozent auf über 380.000 pro Jahr.

Die HI ist vorwiegend eine Krankheit des Alters: In der Gruppe der über 65-Jährigen stieg die Zahl der HI-bedingten Hospitalisierungsfälle pro 100.000 Einwohner von 1.550 (2000) um etwa 30 Prozent auf über 2.000 (2011). Eine erhöhte Anzahl an HI-bedingten Krankenhaustagen und Sterbefällen fand sich vorwiegend bei den über 65-Jährigen.

Betroffene wissen oft nichts von ihrer Krankheit

"Viele der Betroffenen wissen nichts von ihrer Krankheit, gehen nicht zum Arzt und bekommen deshalb erst sehr spät eine exakte Diagnose und kompetente Therapie", so Professor Georg Ertl aus Würzburg, der Sprecher des Kompetenznetzes Herzinsuffizienz.

Patienten müssen die typischen Symptome wie Abnahme der Leistungsfähigkeit, Ödeme, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Konzentrationsstörungen, Depressionen, Kältegefühl und kalte Haut vermittelt werden.

Zudem muss Menschen mit Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck klar gemacht werden, dass sie ein erhöhtes HI-Risiko haben.

Die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei HI sind heute weit fortgeschritten. "Die sicherste Diagnosemethode ist der Herz-Ultraschall, auch in einem Lungenröntgen können sich Hinweise zeigen", so Ertl. "Ein zuverlässiger Blutwert ist das BNP."

ACE-Hemmer, Angiotensinrezeptor-Blocker, Betablocker und Aldosteron-Antagonisten haben sich bei HI als wirksam erwiesen. "Durch eine rechtzeitige, differenzierte medikamentöse Behandlung kann die Entwicklung einer HI aufgehalten oder stark verzögert werden", so Ertl.

"Eine leitliniengerechte medikamentöse Kombinationsbehandlung kann Betroffenen, eine deutliche Verbesserung ihrer Beschwerden und Prognose bringen."

Mit der Kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) gibt es zudem eine Form von Herzschrittmachern, mit denen sowohl die rechte als auch die linke Herzkammer stimuliert werden können.

Studien zeigen, dass der Einsatz von CRT bei Patienten mit fortgeschrittener HI und unter optimierter medikamentöser Therapie das Sterberisiko und die Zahl der Krankenhausaufenthalte senkt. Implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) können das Risiko eines plötzlichen Herztods bei HI-Patienten deutlich verringern und werden heute zunehmend bereits in frühen Stadien der Erkrankung eingesetzt.

Aufklärungs-Aktionen im Mai

Die Ultima ratio bei schwerer HI ist die Herztransplantation. Bei sorgfältig ausgewählten Patienten kann so die Lebenszeit verlängert und die Möglichkeit körperlicher Aktivität verbessert werden.

Um die Bevölkerung über Herzinsuffizienz aufzuklären und das Bewusstsein zu schärfen, wurde von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie der "European Heart Failure Awareness Day" (HFA-Day) ins Leben gerufen. Die Aktionen dafür finden vom 9. bis 11. Mai statt.

In Zusammenarbeit mit vielen Partnern, darunter die Deutsche Herzstiftung, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und viele Kliniken, hat das Kompetenznetz Herzinsuffizienz (KNHI) als koordinierende Plattform ein umfassendes Programm auf die Beine gestellt.

Eröffnet werden die Aktionen zum HFA-Day durch die nationale Fahrradkampagne "Tour mit Herz - Wir treten in die Pedale", die ein Zeichen für Prävention setzen und Bewegung im Alltag zur Vermeidung von Herz-Kreislauferkrankungen fördern soll.

Die Auftakttour der bundesweit elf Touren startet in Mannheim am Samstag, dem 26. April um 11.30 Uhr vor dem Congress-Center Rosengarten. Partner sind das Uniklinikum Mannheim, der ADFC Mannheim und die Stadt Mannheim. Schirmherrin der Kampagne ist die Schauspielerin Michaela May, ausgezeichnet als "Fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2013". (eb)

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