Dachverband fordert nationalen Diabetes-Plan
BERLIN (eb). Deutschland hat eine der höchsten Raten an Diabetikern in Europa. Rund 30 000 Amputationen und bis zu 1700 Erblindungen sind zudem jährlich die Folgen eines schlecht eingestellten Diabetes. Um die Versorgung zu verbessern, fordert der Dachverband diabetesDE einen nationalen Diabetes-Plan. "Länder wie Dänemark, Irland oder Spanien haben die EU-Vorgabe von 2006 längst umgesetzt", sagt Dr. Hans-Martin Reuter.
Das Vorstandsmitglied von diabetesDE kritisiert, dass es an Früherkennung fehlt. Im Mittel werde die Krankheit bei uns erst zehn Jahre nach Ausbruch diagnostiziert. Zudem würden Behandlungs-Leitlinien oft nicht umgesetzt. Das liege zum Teil an der mangelhaften Vernetzung von Haus-, Fach- und Klinikärzten: Sie wüssten oft zu wenig von den Behandlungszielen des anderen. Jeder behandele nur ein Symptom, und die Therapien bauten nicht aufeinander auf. Ein weiteres Problem sieht Reuter im Fehlen von Daten: "Wir wissen heute zu selten, wie erfolgreich eine Therapie auf längere Sicht gesehen ist", kritisiert er.
Selbst die Daten der Disease Management Programme würden nicht ausgewertet. Bis heute wisse keiner verlässlich, was die Programme bringen - auch wenn es keinen Zweifel daran gebe, dass sie sinnvoll seien. Die Versorgungsforschung sei unzureichend, niemand kenne die exakte Zahl der Patienten, die bei einer Folgeerkrankung wie "Diabetischem Fuß" oder "Bluthochdruck" weiterbehandelt werden. Schulungsfähige Patienten würden nur zur Hälfte geschult. Ein drittes Struktur-Problem komme hinzu: In Deutschland sind die Preise für innovative Medikamente deutlich höher als in anderen europäischen Ländern. In EU-Ländern entscheiden Industrie, Krankenkassen und Politik oft gemeinsam, wie viel neue Therapien und Medikamente kosten dürfen. In Deutschland kosteten innovative Mittel meist mehr.