Darmkrebsvorsorge - wer's real nicht mag, wird virtuell gespiegelt

MÜNCHEN (wst). Bei Vorsorgekoloskopien lassen sich Kolonkarzinome bereits in Vorstadien mit hoher Sensitivität, Spezifität und Sicherheit erkennen und entfernen. Da die endoskopische Methode in der Bevölkerung allerdings schlecht angenommen wird, sind Alternativen wünschenswert, etwa die virtuelle Koloskopie.

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Jährlich erkranken in Deutschland 70 000 Menschen an Darmkrebs und etwa 30  000 sterben im gleichen Zeitraum daran, hat Dr. Frank T. Kolligs auf einer Veranstaltung zur Münchner Darmkrebs-Vorsorgestudie erinnert. Allerdings bietet die zehn bis 15 Jahre dauernde Entwicklung vom Polyp zum Malignom ein großes Zeitfenster für Vorsorgemaßnahmen, sagte der Gastroenterologe vom Universitätsklinikum München Großhadern. Nach Berechnungen könnten mit den Vorsorgekoloskopien, die ab dem 55. Lebensjahr im Abstand von zehn Jahren zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung gehen, bis zu 90 Prozent aller tödlichen Kolonkarzinome verhindert werden. Die kumulative Teilnahme aller Berechtigten liegt bislang jedoch unter 15 Prozent, sagte Kolligs.

Deshalb sei es wichtig, Patienten weiterhin zur Vorsorgekoloskopie zu motivieren und dabei nicht oder nicht mehr gerechtfertigte Ängste auszuräumen. So sei durch Kurznarkose und feinere Endoskope die Untersuchung heute schmerzfrei, versicherte Professor Burkhard Göke. Für diejenigen, die sich dennoch nicht zur Vorsorgekoloskopie überwinden können, sind jedoch Alternativen wünschenswert.

So war in der Münchner Darmkrebs-Vorsorgestudie die virtuelle CT-gestützte Koloskopie im Aufspüren von potenziellen Tumorvorstadien fast ebenso effektiv, wie die etablierte reale Koloskopie (wir berichteten). In der Münchner Darmkrebs-Vorsorgestudie II ist nun geplant, die Ergebnisse MRT-gestützter und strahlungsfreier Koloskopien mit denen einer realen Koloskopie zu vergleichen.

Vorteile der virtuellen Koloskopie

Die Initiatoren der Münchner Darmkrebs-Vorsorgestudie hoffen, dass die CT-gestützte virtuelle Koloskopie als Alternative in die Vorsorgerichtlinien aufgenommen wird. Als nicht-invasives Verfahren sie eine höhere Akzeptanz haben als die reale Koloskopie. So sollen jene Patienten für die Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung gewonnen werden, die eine reale Endoskopie ablehnen.

Es gibt auch pragmatische Gründe: Die virtuelle Koloskopie dauert etwa zehn Minuten, und weil sie keine Sedierung erfordert, ist der Untersuchte danach sofort verkehrstüchtig und arbeitsfähig. Nach der Kurznarkose für die reale Koloskopie ist mehrstündige Ruhezeit nötig. Eine Darmreinigung ist vor beiden Verfahren notwendig.

Eine virtuelle Koloskopie solle vorzugsweise dort erfolgen, wo bei positivem Befund sofort eine reale, interventionsfähige Koloskopie nachgeschaltet werden kann, empfiehlt Professor Burkhard Göke. (wst)

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