Demente Diabetiker brauchen besondere Therapie

Viele hochbetagte Diabetes-Patienten leiden zusätzlich an Demenz und sind verhaltensauffällig. Die Behandlung muss an die Demenzproblematik angepasst werden.

Veröffentlicht:
Demenzpatienten verweigern häufig die Nahrungsaufnahme. Wenn sie zusätzlich an Diabetes erkrankt sind, kann das fatale Folgen haben.

Demenzpatienten verweigern häufig die Nahrungsaufnahme. Wenn sie zusätzlich an Diabetes erkrankt sind, kann das fatale Folgen haben.

© Steffen Schellhorn / imago

BERLIN (eb). Jeder vierte Bewohner von Pflegeheimen in Deutschland ist zuckerkrank. Mit dem Alter steigt auch das Risiko für andere alterstypische Krankheiten.

Besonders bei hochbetagten Diabetikern muss die Therapie deshalb in der Regel auch auf andere Grunderkrankungen abgestimmt werden.

"Das gilt besonders für Patienten, die zugleich an Diabetes mellitus und Morbus Alzheimer erkrankt sind", betont Privatdozent Daniel Kopf, Chefarzt der Geriatrischen Klinik am Katholischen Marienkrankenhaus in Hamburg in einer Mitteilung von diabetesDE. Die beiden Krankheiten treten häufig zusammen auf.

800.000 Menschen in Deutschland haben Alzheimer

Nach Angaben des Diabetes-Dachverbands leiden immerhin 800.000 Menschen in Deutschland an Alzheimer. Diese Demenz-Erkrankung geht bei 80 Prozent der in Heimen untergebrachten Patienten mit Verhaltensauffälligkeiten einher.

Mitunter beschimpfen die Betroffenen Ärzte, Pflegepersonal und Angehörige, sie zeigen bedrohliches Verhalten, leiden an Wahn, Apathie und Antriebslosigkeit oder verweigern die Nahrung und die Einnahme der Medikamente. Einige Patienten laufen auch unruhig umher oder gehen auf Wanderschaft.

Lebensgefährliche Komplikationen möglich

Für Diabetiker kann diese Demenzproblematik lebensbedrohliche Komplikationen mit sich bringen. Wenn die Patienten die Einnahme oraler Antidiabetika verweigern, die Insulingabe ablehnen, nichts Essen wollen oder durch ständiges Umherlaufen vermehrt Kalorien verbrauchen, besteht die Gefahr, dass der Blutzucker außer Kontrolle gerät.

Zudem geht die Demenz schon in frühen Krankheitsstadien mit Gewichtsverlust einher, wodurch der Bedarf an blutzuckersenkenden Arzneien sinkt.

"Es besteht die Gefahr der Unterernährung"

"Die Stoffwechsellage dieser Patienten ist schwer zu kontrollieren. Es kommt häufig zu Unter- und Überzuckerungen, und es besteht die Gefahr der Unterernährung", betont Kopf.

Die Therapieziele müssen deshalb angepasst werden. "Es geht hier nicht mehr darum, den Diabetes-Langzeitkomplikationen vorzubeugen, denn die Demenz verkürzt die Lebenserwartung", so Kopf.

Antidiabetika mit geringem Hypoglykämie-Risiko

Entgegen sonst üblicher Empfehlungen rät der Geriater für die Ernährung: "Zuckerhaltige Nahrungsmittel und Kalorienanzahl sind nicht mehr beschränkt."

Da Unterzuckerungen die kognitive Leistungsfähigkeit weiter verschlechtern, rät Kopf außerdem, Antidiabetika zu bevorzugen, bei denen das Hypoglykämie-Risiko gering ist.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Diabetes, Herzinsuffizienz, CKD

RAAS-Inhibitoren: Seltener Hyperkaliämie bei Gabe von SGLT2-Hemmern

Mit Nüchternglukose und Anthropometrie

Risiko für Diabetes lässt sich offenbar berechnen

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Skizze eines alternativen Versorgungsmodells

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Interview zu den Empfehlungen

Allgemeinmediziner: „Die 24h-Blutdruckmessung ist nicht besonders praktikabel“

Lesetipps
Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung