Demenzrisiko steigt mit Blutzucker

MÜNSTER (hbr). Ein erhöhter Blutzucker scheint schon bei alten Menschen ohne manifesten Diabetes zum geistigen Abbau beizutragen. Das hat eine Analyse von HbA1c-Werten und kognitiver Leistungsfähigkeit ergeben.

Veröffentlicht:

Gibt es auch bei Nicht-Diabetikern Zusammenhänge zwischen Blutzuckerkontrolle und geistiger Leistungsfähigkeit? Dieser Frage sind Professor Stefan Knecht und seine Kollegen in der Münsteraner Gesundheitsstudie nachgegangen. Nach Studiendaten können erhöhte Glukosewerte die geistige Leistung beeinträchtigen. So sind bei Typ-2-Diabetikern die Merkfähigkeit und andere kognitive Leistungen leicht verringert, berichtete der Neurologe von der Uniklinik Münster. Zudem erkranken 7 bis 13 Prozent der Typ-2-Diabetiker an Demenz. Morbus Alzheimer ist bei Diabetikern 1,5- bis 2-mal häufiger als in der Normalbevölkerung und vaskuläre Demenz 2- bis 2,5-mal häufiger.

Schädigungen wurden ab einem HbA1c von 6,1 Prozent registriert.

In Münster haben der Neurologe und seine Kollegen 286 Personen ohne Diabetes im mittleren Alter von 63 Jahren untersucht. Dabei wurden der HbA1c-Wert gemessen, kognitive Fähigkeiten geprüft, das Hirnvolumen ermittelt und nach Schädigungen der weißen Substanz gesucht. Jeder dritte Teilnehmer der Studie hat Bluthochdruck und ähnlich viele eine Dyslipidämie.

Das Ergebnis: Der durchschnittliche HbA1c-Wert betrug 5,7 Prozent. Und: "Ab einem HbA1c von 6,1 Prozent können wir eine Schädigung feststellen, besonders bei Lernen und Gedächtnis", sagte Knecht beim Diabetes-Kongress in Münster.

Möglicherweise hängt das mit Schäden in der weißen Substanz zusammen. Denn bei hochnormalem HbA1c kommt es zu einer leicht erhöhten Demyelinisierung - allerdings nicht in einem Maß, das den Umfang der Schäden erklären würde. Auch stellten die Forscher bereits bei gering erhöhten HbA1c-Werten eine Assoziation mit einer Gehirnatrophie fest - die Werte korrelieren mit Volumen, Lern- und Merkfähigkeit. Und das, sagte Knecht, hatte auch nach der Bereinigung von Risikofaktoren Bestand.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Perioperative Komplikationen

Allgemeinchirurgie: HbA1c präoperativ bestimmen!

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie