Mehr Infarkte bei Minusgraden

Der Herzkasper mag's gerne kalt

Extreme Temperaturen beeinflussen das Risiko von Herz-Kreislauf-Komplikationen. Tiefe Minusgrade etwa begünstigen akute Herzinfarkte. Gefährlich wird es aber bereits, wenn die Temperaturen moderat vom Optimum abweichen.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Kanadische Forscher haben untersucht, wie sich die Umwelttemperaturen auf die Klinikeinweisungen aufgrund von koronarer Herzkrankheit und Schlaganfällen auswirken.

Kanadische Forscher haben untersucht, wie sich die Umwelttemperaturen auf die Klinikeinweisungen aufgrund von koronarer Herzkrankheit und Schlaganfällen auswirken.

© Astrid Gast - Fotolia

TORONTO. Wie sich die Umwelttemperaturen auf die Klinikeinweisungen aufgrund von koronarer Herzkrankheit und Schlaganfällen auswirken, haben kanadische Forscher um Li Bai vom öffentlichen Gesundheitsdienst Ontario in Toronto untersucht. Sie werteten die Temperaturdaten der Jahre 1996 bis 2013 aus und setzten sie zu den Daten der Krankenhausaufnahmen im gleichen Zeitraum – 1,4 Millionen wegen koronarer Herzkrankheit, knapp 356.000 wegen Schlaganfällen – in Beziehung. Dabei glichen sie ihre Kalkulationen nach potenziellen Störgrößen wie Komorbiditäten, aber auch nach dem Grad der Luftverschmutzung ab (Heart 2017, online 3. November).

Die über 14 Wetterstationen hinweg ermittelten Durchschnittstemperaturen schwankten zwischen einem Minimum von minus 22,9°C und einem Maximum von plus 29,3°C. Der Bereich dazwischen wurde in Perzentile eingeteilt.

Als Optimum galt dabei jenes Temperaturperzentil mit den wenigsten stationären Aufnahmen.

  • Für koronare Herzkrankheit war dies das 79. Perzentil, entsprechend 18,0°C.
  • Für akuten Myokardinfarkt lag das Optimum beim 94. (22,1°C),
  • für Schlaganfall allgemein beim 74. (16,6°C) und
  • für ischämischen Insult beim 76. Perzentil (17,2°C).

Einweisungsraten bei den jeweiligen Optimumtemperaturen als Vergleichsgröße genommen, erhöhte sich die Hospitalisierungsrate aufgrund von koronarer Herzkrankheit bei Temperaturen bis zum 1. Perzentil (–16°C) um 9 Prozent. Zudem wurden 11 Prozent mehr Schlaganfallpatienten ins Krankenhaus gebracht. Für Patienten mit akutem Myokardinfarkt lag die Steigerung sogar bei 29 Prozent. Für ischämische Schlaganfälle ergab sich eine Erhöhung um 12 Prozent, die aber im Gegensatz zu den übrigen Zunahmen nicht signifikant ausfiel.

Warmes Wetter mit Temperaturen ab dem 99. Perzentil (25,2 °C) ließ die stationären Aufnahmen wegen koronarer Herzkrankheit um 6 Prozent steigen. Tendenziell war das auch für zerebrale Insulte – allgemein wie ischämiebedingt – der Fall, hier erreichten die Werte aber keine statistische Signifikanz. Nur für Personen über 65, die orale Antikoagulanzien einnahmen, ergab sich eine signifikante Erhöhung um 48 Prozent.

Die Extremwetterlagen waren aber insgesamt nur für einen geringen Teil der Hospitalisierungen verantwortlich. Laut Berechnungen von Bai und Kollegen gingen 2,5 Prozent der Einweisungen wegen Koronarproblemen auf Kälte und 1,2 Prozent auf Hitze zurück. Bei den Schlaganfällen lagen die Raten bei 1,7 Prozent und 1,8 Prozent. Die meisten Klinikaufnahmen von Patienten mit den genannten Erkrankungen erfolgten bei Temperaturen, die gemäßigt kalt oder gemäßigt warm waren, also zwischen dem 2,5. und 97,5. Perzentil in den betreffenden Messregionen lagen.

Einfluss von Wetter auf Hospitalisation

KHK: Bei -16°C erhöhte sich die Hospitalisierungsrate um 9 Prozent (verglichen mit der Optimaltemperatur mit den wenigsten stationären Aufnahmen). Temperaturen über 25,2°C ließen die stationären Aufnahmen um 6 Prozent steigen.

Schlaganfall: Bei -16°C wurden 11 Prozent mehr Patienten ins Krankenhaus gebracht.

Myokardinfarkt: 29 Prozent mehr Klinikeinweisungen gab es bei -16°C.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sonderbericht

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln

An Embolie und Dissektion denken!

Junge Frauen mit Herzinfarkt: Oft ist es keine Atherosklerose

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse