Gestationsdiabetes

Dextrose hilft unterzuckerten Neugeborenen

Neugeborene von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes haben häufig Hypoglykämien. Wenn frühes Stillen nicht hilft, kann eine Therapie mit Dextrose-Gel erfolgreich sein, so eine Studie.

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BERLIN. Bei Neugeborenen von Müttern mit Gestationsdiabetes muss häufig der Blutzucker stabilisiert werden. Außer frühem Füttern sollte zusätzlich ein Dextrose-Gel verabreicht werden, rät die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).

Das Gel wird in die Wangenschleimhaut des Säuglings gerieben. Es kann einer Studie zufolge vor Hypoglykämie schützen. Schwangere mit Diabetes sollten über die Gel-Behandlung informiert werden.

Neugeborene brauchen in den ersten Lebenstagen fast ihre gesamten Glukosevorräte für das Gehirn, teilt die DDG mit.

"Jede Unterzuckerung kann Schäden hinterlassen und die spätere Entwicklung des Kindes behindern", wird Privatdozent Erhard Siegel aus Heidelberg in der Mitteilung zitiert. Bei Neugeborenen wird daher nach der Geburt der Blutzucker kontrolliert.

Eine Unterzuckerung ist keineswegs selten."Bis zu 15 Prozent aller Neugeborenen haben vorübergehend eine Hypoglykämie", warnt der DDG-Präsident. Betroffen sind häufig Frühgeborene oder Kinder von Müttern mit Gestationsdiabetes.

Den Neugeborenen ist die Hypoglykämie, die meist in den ersten sechs Lebensstunden auftritt, nicht immer anzusehen. Die Anzeichen können sehr unterschiedlich sein: Manche Kinder sind extrem gereizt und schreien, andere wirken lethargisch. In schweren Fällen kann es zu Krampfanfällen oder Atemaussetzern kommen.

Babys von Müttern mit Diabetes sollten daher 30 Minuten nach der Geburt gestillt oder gefüttert werden, um die Gefahr einer Unterzuckerung von vornherein abzuwenden. "Die frühe Nahrungsaufnahme ist eine sehr effektive Vorbeugemaßnahme", betont Siegel.

Zwei Stunden später sollte der Blutzucker des Neugeborenen auf nüchternem Magen bestimmt werden, gefolgt von weiteren Messungen im Alter von sechs und zwölf Stunden sowie flankiert von regelmäßigen Fütterungen.

Bessert sich der Blutzuckerspiegel trotz Frühfütterung nicht, kann ein Dextrose-Gel hilfreich sein. Das belegt die "Sugar Babies Study" aus Neuseeland (Lancet 2013; online 25. September).

Die Ärzte massierten 118 unterzuckerten Babys unmittelbar nach der Geburt zusätzlich zur Fütterung ein Gel mit 40 Prozent Dextrose in die Wangenschleimhaut. Weitere 119 unterzuckerte Neugeborene erhielten neben der Fütterung ein zuckerfreies Placebo-Gel.

Ergebnis: In der Dextrose-Gruppe normalisierte sich der Blutzucker bei deutlich mehr unterzuckerten Neugeborenen, die Erfolgsquote lag um 43 Prozent höher als in der Placebo-Gruppe.

"Sollte die Frühfütterung nicht helfen, empfehlen wir die zusätzliche Gabe des Dextrose-Gels", so Siegel. Schlägt auch das Gel nicht an, sind Glukose-Infusionen und unter Umständen ein Aufenthalt auf einer Intensivstation notwendig.

Die DDG rät Schwangeren mit Diabetes in einer Klinik mit neonatologischer Fachabteilung zu entbinden, die über solche Therapiemöglichkeiten verfügt. (eb)

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