Mager ist besser als fett

Diabetes-Prophylaxe aus dem Joghurtregal?

Wächst die Menge an Joghurt, die ein Mensch verzehrt, sinkt sein Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Bloß mager muss der Joghurt sein, haben Forscher herausgefunden. Doch es irrt, wer glaubt, damit sei das Problem Diabetes "gegessen".

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Diabetologische Fachabteilung im Supermarkt.

Diabetologische Fachabteilung im Supermarkt.

© Forkel / Bildagentur-online / dpa

CAMBRIDGE. Epidemiologen um Laura O'Connor von der Universität Cambridge haben sich der Daten einer Subkohorte der European Prospective Investigation of Cancer (EPIC) bedient, um den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milchprodukten und der Diabetesinzidenz zu untersuchen.

In EPIC hatten die Teilnehmer eine Woche lang ein detailliertes Ernährungstagebuch geführt. In die nun vorliegende Studie gingen die Angaben von 4000 zufällig ausgewählten EPIC-Probanden ein, denen die Speisegewohnheiten in puncto Milchprodukte von 892 Teilnehmern gegenübergestellt wurden, die während der elfjährigen Nachbeobachtungszeit an Typ-2-Diabetes erkrankt waren. 143 dieser Patienten gehörten der Zufallsstichprobe an.

In die Analyse ging ein, was der Kühlschrank hergab: Butter, Käse, Sahne, Crème fraîche, Milch, Sauerrahm, Joghurt, aber auch Babymilch, Milchpulver und Kondensmilch (Diabetologia 2014; online 8. Februar).

Die Probenden wurden gemäß ihrem Konsum an Milchprodukten drei Terzilen zugeordnet: 0 bis 190 Gramm pro Tag (I), 190 bis 311 Gramm pro Tag (II) und 311 bis 1544 Gramm pro Tag (III). Zum Vergleich der Diabetesinzidenzen traten Terzil I und III gegeneinander an.

Um ein signifikantes Ergebnis zu erzielen, bedurfte es allerdings einiger Anläufe. Ein hoher Konsum von mageren Milchprodukten (Fettgehalt geringer als 3,9 Prozent) schien das Risiko zunächst um 19 Prozent zu senken.

Der Abgleich nach anthropometrischen, Ernährungs- und allgemeinen Risikofaktoren für Diabetes reduzierte den Effekt auf null. Ähnliches trug sich in der Kategorie "fermentierte Milchprodukte" (Joghurt, Käse, Sauerrahm) zu, wo sich eine ursprüngliche Differenz von ebenfalls 19 Prozent nach entsprechender Ausgleichkalkulation in die Nichtsignifikanz auflöste.

Als die Forscher aber zu fettarmen und fermentierten Produkten griffen, ergab sich eine dauerhaft signifikante Senkung der Diabetesinzidenz zwischen Terzil I und III von 28 Prozent. Das heißt in absoluten Zahlen: Von je 1000 Probanden erkrankten in Terzil I 200 und in Terzil III 143 an Diabetes mellitus Typ 2, entsprechend einem Rückgang um 5,7 Prozentpunkte.

Die Reduktion ging im Wesentlichen auf den Konsum von fettarmem Joghurt zurück. Das verwundert kaum, da Käse mit einem Fettgehalt von weniger als 3,9 Prozent nur ausnahmsweise und dann meist in Form von Frisch- und Hüttenkäse zum Verzehr angeboten wird.

Es irrt freilich, wer glaubt, damit sei der Joghurt gelöffelt und das Problem gegessen. Denn so, wie die Studie angelegt ist, lassen sich andere als die einkalkulierten Parameter als Einflussfaktoren nicht ausschließen - auch wenn diese, vom Bauchumfang bis zum Vitamin-C-Spiegel im Plasma, relativ zahlreich waren.

Doch immerhin erscheint ein Nutzen fettarmen Joghurts in der Diabetesprävention möglich. Nahezu gewiss dürfte hingegen sein, dass dies nicht die letzte Studie zum Thema gewesen sein wird. (rb)

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 12.02.201416:07 Uhr

Joghurt-Genuß

So wie alle Sauermilch-Produkte, dürfte auch der natürliche Joghurt ohne Zusatzstoffe (Aromastoffe und Zucker) einen hervorragenden und diätätischen Nährwert haben. Und das nicht nur für Laktose-negative Konsumenten!
Sein Genußwert wird gewiß erhöht, wenn ihm nicht das leckere Milchfett (3,5 Prozent) als sahniger Geschmacksträger entzogen wird, wie bei den sog. "light"-Produkten. Und das hat letztlich auch noch Einfluß auf das Sättigungsgefühl.
Das dürfte diabetologisch auch gar keinen negativen Einfluß auf seine gesundheitliche Qualität haben; dafür aber die zugesetzten Fruchtzucker.
Der bewußte Verbraucher hat es allerdings nicht leicht, im Regal den in der Verpackung unscheinbaren "reinen" Joghurt zu finden.
Er wird in der Regel überblendet von den vielen kikelkakel-bunten Umhüllungen der "vermanschten" Sauermilch-Erzeugnisse.
Mal sehn, was die nächste Studie an Erkenntnis liefert.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

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