Dialyse nicht immer 1. Wahl

Wichtige Entscheidungskriterien für eine Dialyse sind: Verlängerung der Lebenserwartung, flexible Behandlungszeiten und Unterstützung auf dem Weg zur Therapie.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Dialyse-Patienten müssen sich zwei bis dreimal in der Woche für fünf Stunden einer Blutwäsche unterziehen.

Dialyse-Patienten müssen sich zwei bis dreimal in der Woche für fünf Stunden einer Blutwäsche unterziehen.

© Klaro

SYDNEY. Dialyse oder konservative Therapie? Keine leichte Entscheidung für Patienten im terminalen Stadium einer Nierenerkrankung.

Um herauszufinden, wovon sich die Patienten bei ihren Abwägungen leiten lassen, wurden 105 Nierenkranke der Stadien 3-5 in acht australischen Fachkliniken befragt (CMAJ 2012; online 6. Februar).

Dabei stellte sich heraus: Eine höhere Lebenserwartung, flexible Behandlungszeiten und Unterstützung auf dem Weg zur Therapie sind klare Entscheidungskriterien für eine Dialyse.

Dialyse ja oder nein?

Im Endstadium einer Nierenerkrankung entsteht irgendwann die Frage: Dialyse ja oder nein? Unter konservativer Therapie liegt die Lebenserwartung zwischen 6 und 32 Monaten.

In dieser Zeit wird versucht, das urämische Syndrom mittels Diät und Medikamenten wie Erythropoietin und Diuretika bzw. palliativer Therapie sowie psychosozialer Unterstützung in Schach zu halten. Einige Patienten entscheiden sich für diesen Weg, denn eine Dialyse verlängert zwar das Leben, bringt jedoch auch eine Reihe von Belastungen mit sich, die sich negativ auf die Lebensqualität auswirken können.

Entsprechend den Leitlinien sollen die persönlichen Wünsche des Patienten bei der Entscheidung für eine Dialysebehandlung oder eine konservative Therapie berücksichtigt werden.

In der australischen Studie wurden mit sogenannten DCE (discrete choice experiments) Präferenzen und Entscheidungskriterien der zuvor über beide Methoden aufgeklärten Patienten mit Fragebogen eruiert.

Wenn sich damit die durchschnittliche Lebenserwartung verlängerte, wenn die Behandlung auch am Abend möglich wäre und wenn die Patienten Unterstützung auf dem Weg zum Arzt hätten, würde die Mehrzahl eine Dialyse bevorzugen.

Klinikbesuche verringern

Häufigere Klinikaufenthalte sowie geringere Mobilität und Reisefähigkeit im Rahmen einer Dialyse ließen die Patienten allerdings eher in Richtung konservative Behandlung entscheiden.

Deutlich wurden die Bedürfnisse auch durch folgende Zahlen ausgedrückt: Sieben Monate ihrer Lebenszeit würden die Patienten dafür geben, wenn sie die Zahl der erforderlichen Klinikbesuche verringern könnten und 15 Monate für die Möglichkeit mehr zu reisen.

Dabei beeinflussten weder das Alter noch andere Faktoren wie Geschlecht, Bildung, Versicherung oder das Stadium der Erkrankung die jeweilige Entscheidung.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Dialyse nicht für alle Patienten die Behandlungsmethode der Wahl im Endstadium einer Nierenerkrankung darstellt. Manche sind auch bereit, auf eine Lebensverlängerung durch Dialyse zu verzichten, etwa weil sie die häufigen Klinikbesuche oder den Verlust an Mobilität scheuen.

Finden die Patienten andererseits Unterstützung beim Transport, sind sie bereit, auch längere Anfahrtswege zur Dialysebehandlung in Kauf zu nehmen. Würden solche Bedürfnisse berücksichtigt, könnte dies die Lebensqualität von Dialysepatienten möglicherweise verbessern.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen