Dicke Kinder haben oft Entwicklungsstörungen

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HAMBURG (pie). Nach Umfragen gehören die Menschen in Deutschland zu Europas größten Bewegungsmuffeln. Nur 21 Prozent der Bevölkerung treibt regelmäßig Sport, und von ihnen nur 13 Prozent in der von Fachgesellschaften empfohlenen Intensität, also drei- bis viermal die Woche mehr als 30 Minuten. 45 Prozent verzichten ganz auf körperliches Training. Mangelnde Bewegung betrifft und trifft besonders Kinder.

Im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) war kürzlich auf die schwerwiegenden Folgen hingewiesen worden. Bewegung ist einer der wichtigsten Faktoren in der psychischen und motorischen Gesamtentwicklung von Kindern. Die ist jedoch in den heutigen Großstädten eingeschränkt. Dadurch wird die psychomotorische Entwicklung beeinträchtigt.

Die Folgen sind weit reichend. Außer zu psychosozialen Defiziten kommt es zu körperlichen Entwicklungsstörungen. 20 bis 40 Prozent der Kinder sind übergewichtig, Haltungsschäden treten vermehrt auf. Heute klagt bereits ein Drittel der Grundschüler über Rückenschmerzen. Und jeder zehnte von ihnen klagt über dauerhafte Beschwerden wie Übelkeit, Schlaflosigkeit oder Konzentrationsschwächen.

Ein weiteres Problem: Bewegung und Wahrnehmung fördern die Synapsenbildung im ZNS. Ein ungenügendes Maß an Reizen führt zu einer mangelhaften Ausbildung der Sinne, und die Motorik wird eingeschränkt.

In den vergangenen Jahren ist eine Verschlechterung der Koordinationsfähigkeit bei Kindern zu beobachten. Rückwärts balancieren, seitliches Hin- und Herhüpfen oder etwa einbeiniges Überhüpfen von Hindernissen wurden 1974 als Normwerte festgelegt. Sie testen Gleichgewichts- und Rhythmisierungsfähigkeit, Kraft und Ausdauer, Kopplungsfähigkeit sowie Orientierungsfähigkeit. Heute liegen bereits 30 Prozent der Erst- und Zweitklässler mit ihren motorischen Fähigkeiten unter dem gewünschten Durchschnitt. Bei 6- bis 7-Jährigen lassen sogar bis zu 53 Prozent die erforderliche Koordinationsfähigkeit vermissen.

Bezeichnenderweise finden sich signifikante Unterschiede zwischen Kindern aus städtischen und ländlichen Bereichen. Nur zehn Prozent der Kinder aus ländlichem Gebiet weisen motorische Defizite auf im Vergleich zu 30 Prozent aus städtischen Gebieten, je nach Studie.

KiGGS konnte zudem aufzeigen, dass Kinder mit Migrationshintergrund schlechtere motorische Fähigkeiten haben als andere Kinder. Es scheint sich auch zu bestätigen, dass Kinder aus sozial besser situierten Verhältnissen die besseren koordinativen Fähigkeiten entwickeln. Dies mag daran liegen, dass sie mehr Möglichkeiten haben, in Sportvereinen gefördert zu werden. Besonders solche Kinder zeigen eine deutlich bessere motorische Entwicklung.

STICHWORT

KiGGS

Das Robert-Koch-Institut (RKI) liefert mit seinem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) aktuelle Daten zur Gewichtsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Nach der Untersuchung haben in Deutschland insgesamt 15 Prozent der Jungen und Mädchen im Alter bis 17 Jahre Übergewicht, darunter sind sechs Prozent mit Adipositas. Jugendliche seien stärker betroffen als Kinder. (eb)

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