Doping-Forscher Franke warnt vor Anabolika im Freizeitsport
Der Heidelberger Doping-Analytiker und Molekularbiologe Werner Franke warnt vor einem zunehmenden Mißbrauch von Anabolika und Medikamenten auch im Freizeitsport. Vor allem aus China gelangten zunehmend Dopingpräparate auf den deutschen und europäischen Markt, sagte Franke.
Diese Lieferungen, die meist von kleinen, über ganz China verstreuten Hinterhof-Firmen stammten, würden hierzulande "viel zu selten von Zoll und Staatsanwaltschaften beschlagnahmt", so Franke.
Eine Studie der Universität Tübingen kommt zu dem Ergebnis, daß jeder siebente Freizeitsportler regelmäßig oder gelegentlich Anabolika konsumiert (wir berichteten). Franke verweist darauf, daß auch Nichtprofis zunehmend etwa auf "Veterinärstoffe aus der illegalen Tiermast" als Dopingmittel zurückgriffen.
Ein anderes Beispiel für den Mißbrauch sei der florierende Handel mit zumeist aus den Niederlanden importierten Präparaten zur Testosteron-Substitution. Auch Wachstumshormone seien auf dem Markt, meist kämen diese aus den Baltikumstaaten. Eine sogenannte Kur mit Wachstumshormonen koste bis zu 7000 Euro.
Insgesamt werde die Doping-Bekämpfung in Deutschland durch eine lückenhafte Gesetzgebung, fehlendes öffentliches Interesse und unzureichend ausgebildete Kontrolleure und Strafermittler behindert, kritisierte Franke.
Auch die Einflußmöglichkeiten der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) seien "nahe bei null, weil sie weder über einen besonderen Auftrag noch über rechtliche Instrumente" verfüge. Zudem seien die Zeitpunkte der vorgenommenen Kontrollen Frankes Ansicht nach häufig "unintelligent" und verliefen deshalb ergebnislos. (ddp.vwd)