ESH aktualisiert Empfehlungen zur Therapie bei Hypertonie

Beim systolischen Blutdruck haben sich Experten auf einen Zielwert von zumindest unter 150 mmHg bei über 80-Jährigen geeinigt.

Von Werner Stingl Veröffentlicht:
Blutdruckcheck ist auch noch bei alten Menschen wichtig.

Blutdruckcheck ist auch noch bei alten Menschen wichtig.

© Foto: Photo Disc

MÜNCHEN. Beim 19. Treffen der Europäischen Hypertoniegesellschaft (ESH) sind in einem Positionspapier die europäischen Therapieleitlinien zur Hypertonie aktualisiert worden, was im Einzelnen voraussichtlich in der Oktoberausgabe des "Journal of Hypertension" nachzulesen sein wird.

Vieles wird dabei beim Alten bleiben, verriet schon mal Professor Roland Schmieder aus Erlangen auf einer vom Unternehmen Daiichi-Sankyo ausgerichteten Post-ESH-Veranstaltung in München. Er räumte aber zugleich ein, dass sich bis zur offiziellen Veröffentlichung im Herbst noch das eine oder andere Detail ändern könnte.

Nach wie vor gilt die Vorgabe, den Blutdruck allgemein auf unter 140/90 mmHg und speziell bei Hochrisikohypertonikern wie solchen mit Diabetes, Niereninsuffizienz oder Proteinurie, nach Schlaganfall oder Herzinfarkt, auf Werte unter 130/80 mmHg zu senken. Dabei sei man sich durchaus bewusst gewesen, dass etwa bei Diabetikern eine harte Evidenz bislang nur für einen systolischen Zielwert von unter 135 mmHg nachgewiesen ist, so Schmieder.

Da bei Patienten über 80 Jahren einerseits keine eindeutige Evidenz für den Nutzen einer Blutdrucksenkung unter 140/90 mmHg vorliegt, andererseits aber für dieses Seniorenkollektiv in der 2008 veröffentlichten HYVET-Studie bei Zielwerten von systolisch unter 150 mmHg klare Vorteile bezüglich Sterberate sowie Reduktion der Rate von Schlaganfällen und Herzinfarkten belegt werden konnte, einigte man sich, bei über 80-jährigen Patienten vorerst systolische Werte von zumindest unter 150 mmHg anzustreben.

Stärker als noch in den Leitlinien 2007 werden jetzt die Individualisierung der Therapie und die Vorgabe, dass eine Senkung des Drucks nicht zu Lasten anderer Risikofaktoren gehen darf, betont. So sollte etwa bei Diabetikern oder dazu disponierten Patienten (etwa positive Familienanamnese, metabolisches Syndrom) der Druck nach Möglichkeit nicht mit für den Zuckerstoffwechsel nachteiligen Diuretika oder Betablockern gesenkt werden.

Wie bisher gilt, bei Patienten mit hohem bis sehr hohem kardiovaskulären Risiko, bei mittelschwerer bis schwerer Hypertonie oder bei solchen mit einem Blutdruckziel von unter 130/80 mmHg bereits initial auf geeignete medikamentöse Kombinationen wie etwa einen AT1-Blocker oder ACE-Hemmer plus einen stoffwechselneutralen Kalziumantagonisten zu setzen. Entsprechende, gut verträgliche Fixkombinationen (etwa Sevikar®, Olmesartan plus Amlodipin) kommen dabei der Compliance entgegen.

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