"Ein makabres Spiel um menschliche Not"

NEU-ISENBURG (nsi). Es klingt makaber, soll aber morgen in der "Großen Spendershow" des niederländischen TV-Senders BNN Realität werden: Drei dialysepflichtige Patienten werden sich um die Niere einer Frau bewerben.

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Die Frau bleibt anonym und ist bereit, eine Niere zu spenden. Sie wird "Lisa" heißen. Sie 37 Jahre alt und hat einen Hirntumor. Nachdem sich die Patienten live dargestellt haben, sollen die Zuschauer "Lisa" empfehlen, wem sie die Niere spenden soll.

"Diese Sendung ist ein makabres Spiel um menschliche Not einer moralisch völlig verkommenen Medienagentur", sagt Professor Jörg-D. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). "Inszeniertes Leid und Voyeurismus werden in einer Organshow dargeboten, die durch Menschenverachtung die Quote steigern soll. Wir brauchen dringend einen europäischen Wertekonsens, der diese unwürdige Zurschaustellung menschlichen Elends unterbindet."

Als "verabscheuungswürdig" kommentiert Dr. Frank Ulrich Montgomery, BÄK-Vizepräsident, die Sendung. "Das ist ein grausames Spiel mit der Verzweiflung von Menschen." Die niederländische Regierung sieht keine Möglichkeit, die Sendung zu verbieten.

In Deutschland bestimmt dagegen das Transplantationsgesetz, dass sich Spender und Empfänger persönlich nahe stehen müssen. Professor Eckhard Nagel, Transplantationsmediziner in Augsburg, Mitglied des Nationalen Ethikrates und der Ständigen Kommission Organtransplantation bei der BÄK meint: "Anders als die Produktionsfirma vorgibt, wird eine solche Darstellung nicht die Organspende fördern, sondern der Transplantationsmedizin insgesamt schaden. Es muss verlässliche Kriterien geben, nach denen Organe verteilt werden. Abgesehen von der eindeutigen Gesetzeslage bei uns: Ich glaube nicht, dass sich Ärzte in Deutschland an einer so zustande gekommenen Lebendspende beteiligen würden - schon aus ethischen Erwägungen. Ob es die niederländischen Kollegen letztlich tun, bleibt abzuwarten."

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