Eltern spenden Kindern Dünndarmsegmente

MÜNCHEN (nsi). An der University of Illinois in Chicago (UIC) ist ein Dünndarm-Lebendspende-Programm etabliert worden. Dort verpflanzen Ärzte schwerkranken Kindern mit Kurzdarmsyndrom auch simultan ein Leberteil plus ein Stück Dünndarm von einem gesunden Elternteil. Weltweit sind bereits 42 Dünndarm-Transplantationen nach Lebendspenden dokumentiert.

Veröffentlicht:

Etwa tausend Mal haben Chirurgen weltweit Dünndarm transplantiert. Häufigste Indikation ist ein Kurzdarmsyndrom mit Komplikationen durch die komplett parenterale Ernährung - meist darunter auch Leberschäden. Lebendspenden von Dünndarm waren bisher sehr selten.

Inzwischen seien weltweit 42 Dünndarm-Lebendspenden dokumentiert, so Professor Enrico Benedetti von der UIC bei der Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft in München. 24 der 42 Transplantationen erfolgten am UIC. Zwei Drittel der Empfänger sind Kinder.

Sechs Kinder mit Kurzdarmsyndrom und Leberdysfunktion erhielten simultan oder sequentiell ein Leberteilstück und 1,2 bis 1,3 Meter Dünndarm von Vater oder Mutter. Der Dünndarm eines Erwachsenen ist etwa vier Meter lang. Bei den sechs Doppel-Organ-Lebendspendern habe es keine Langzeitkomplikationen gegeben, berichtete Benedetti.

Die Spender hätten ihren Gesundheitszustand vor der Op wieder erreicht. In der Gesamtgruppe der Dünndarm-Lebendspender liege die Rate an Langzeitkomplikationen - etwa nicht beherrschbare Durchfälle oder unerwünschter Gewichtsverlust - bei sechs Prozent.

Auch in Deutschland gibt es Zentren, die Dünndarmtransplantationen machen. Dr. Andreas Pascher von der Charité Berlin berichtete über die Ergebnisse von 13 Dünndarm- und zwei Multiviszeraltransplantationen inklusive Dünndarm von Hirntoten. Alle Organempfänger hatten ein irreversibles Kurzdarmsyndrom mit einer Rest-Dünndarmlänge von etwa 12,5 cm.

Bei Steroid- oder OKT3-resistenten Abstoßungen wurde mit Infliximab therapiert. Die Sechs- und Zwölf-Monatsüberlebensraten der Patienten betrugen 73 und 67 Prozent: Innerhalb eines Jahres starben fünf Patienten. Zwei der zehn Überlebenden können wieder Vollzeit arbeiten und drei Teilzeit.

Fünf Jahre nach Dünndarmübertragung lebten im allgemeinen noch 50 Prozent der Patienten, so Pascher. Ärzte, die Patienten mit Kurzdarmsyndrom behandelten, sollten an die Möglichkeit einer Dünndarmtransplantation denken, wenn bei parenteraler Ernährung wiederholt schwere Komplikationen auftreten wie Kathetersepsis, Verschluß von mehr als zwei Halsvenen und eine Leberdysfunktion.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Ab 2026 werden auch stationäre Zwei-Tages-Fälle erfasst

Hybrid-DRG-Katalog erhält 100 neue OPS-Kodes

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neue transsektorale S3-Leitlinie

Diagnose und Management des Delirs – so geht’s!

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Lesetipps
Professor Jan Galle

© Dirk Hoppe/NETZHAUT

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus