Empfehlung zu Folsäure-Prophylaxe unzureichend

MÜNCHEN (sto). Die Einnahme von Folsäure einige Wochen vor Beginn einer Schwangerschaft und während der Frühschwangerschaft verringert das Risiko für einen Neuralrohrdefekt beim Fetus. Die bisher von Experten empfohlene Dosierung für Folsäure-Präparate ist aber anscheinend zu gering.

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Zur Prävention eines Neuralrohrdefektes müsse bereits vor der Schwangerschaft ein ausreichend hoher Erythrozytenfolat-Spiegel von mehr als 906 nmol/L aufgebaut werden, sagte Professor Klaus Pietrzik aus Bonn bei einer Fachpressekonferenz von Merck Selbstmedikation in München.

    Pro Jahr sind fast 800 Kinder von ZNS-Defekt betroffen.
   

Der Grund: Das Neuralrohr des Embryos schließt sich bereits zwischen dem 22. und dem 28. Tag der Schwangerschaft, also zu einer Zeit, zu der viele Frauen noch nicht wissen, daß sie schwanger sind.

Experten empfehlen bereits seit Jahren, daß Frauen mit Kinderwunsch spätestens vier Wochen vor der Empfängnis pro Tag 400 µg Folsäure zusätzlich zur Nahrung aufnehmen sollten. Diese Empfehlung sei offenbar nicht ausreichend, denn die Prävalenz von Neuralrohrdefekten sei seit dieser Empfehlung nahezu konstant, so Pietrzik.

Nach neueren Untersuchungen kann jedoch durch die tägliche Einnahme von 800 µg Folsäure und weiteren B-Vitaminen die Zahl von Neuralrohrdefekten sowie von angeborenen Herzfehlern deutlich reduziert werden, berichtete Pietrzik.

Aus diesem Grund führt das Darmstädter Unternehmen zum 15. September Femibion® 800 Folsäure Plus in Deutschland ein. Das Präparat enthält Folsäure in einer hohen Dosierung von 800 µg pro Kapsel, zehn weitere Vitamine - darunter alle anderen Vitamine der B-Gruppe sowie die Vitamine C und E - und außerdem 200 µg Jod.

Das Multivitaminpräparat sollte etwa vier Wochen vor Beginn einer Schwangerschaft bis zum Ende des ersten Trimenons eingenommen werden. Auf diese Weise könne der empfohlene Erythrozytenfolatspiegel von über 906 nmol/L mit einer vierwöchigen Vorlaufzeit aufgebaut werden, betonte Pietrzik in Bonn.

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