Erfolg bei Depression schon nach zwei Wochen

BERLIN (grue). Die Behandlung von Depressiven kann lange dauern, aber vielen Patienten fehlt die nötige Geduld. Nicht ganz zu Unrecht: Schon nach zwei Wochen lässt sich mitunter erkennen, ob ein Patient auf die Therapie auch langfristig anspricht.

Veröffentlicht:

Für Dr. Alan Wade aus Glasgow in Schottland ist es fragwürdig, den Empfehlungen verschiedener Fachgesellschaften zu folgen, und mit einem einzelnen Antidepressivum mindestens sechs Wochen zu behandeln, um seine Wirksamkeit zu beurteilen. "Schon nach zwei Wochen möchten die Patienten wissen, ob sie langfristig etwas von der medikamentösen Therapie haben", sagte Wade, der als Hausarzt mit Schwerpunkt Psychologie tätig ist. "Dabei heißt das Fernziel Remission, also die komplette Genesung und Wiederaufnahme aller sozialen Funktionen", sagte er auf einer Veranstaltung vom Unternehmen Lundbeck in Berlin.

Auch diesem Anspruch werden Leitlinien nicht gerecht, denn sie definieren auch eine Symptombesserung um 50 Prozent als Ansprechen und damit als Behandlungserfolg. Leitlinien seien deshalb für die Praxis nur bedingt hilfreich, so Wade. Er halte sich zwar durchaus an die Therapieempfehlungen, überprüfe sein Vorgehen aber schon nach relativ kurzer Zeit.

Das hat auch Sinn, wie eine Studie mit dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) Escitalopram (Cipralex®) belegt hat: Von 871 damit behandelten Patienten gingen bei 58 Prozent am Ende der zweiten Woche die depressiven Symptome um mindestens 20 Prozent zurück, gemessen auf einer Symptomskala. Von diesen Patienten waren bei fortgesetzter Therapie sechs Wochen später 63 Prozent beschwerdefrei. Patienten, die initial nicht ansprachen, hatte nur eine Chance von 27 Prozent auf spätere Genesung mit dieser Therapie, sagte Wade. Insgesamt waren von den mit Escitalopram behandelten Patienten 46 Prozent nach acht Wochen in Remission, im Vergleich zu 32 Prozent mit Placebo.

"Um den Erfolg einer SSRI-Therapie zu stabilisieren, ist aber unbedingt eine Langzeittherapie nötig", sagte Wade. Nach acht Monaten Therapie entweder mit einem wirksamen Medikament oder mit Psychotherapie seien etwa 70 Prozent der Patienten frei von Depressionen. Bei schwerer Erkrankung sollte an einen Facharzt überwiesen werden. Denn die Mitbetreuung durch einen Psychiater war in Studien ein wichtiger Faktor für den Behandlungserfolg, wie Wade sagte.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gelistet als Best-Practice-Intervention

Psychische Gesundheit: OECD lobt deutsches Online-Programm iFightDepression

Eine gefährliche Kombination

Diabetes und Depressionen gehen oft Hand in Hand

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie