Wiskott-Aldrich-Syndrom

Erfolg mit neuer Gentherapie

Die Gentherapie mit einer lentiviralen Genfähre lindert bei Patienten mit Wiskott-Aldrich-Syndrom Symptome spürbar. Ekzeme verschwanden völlig.

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MAILAND. Frühere Gentherapieansätze beim Wiskott-Aldrich-Syndrom nutzten veränderte Retroviren als Genfähre, was allerdings das Risiko für die Entstehung einer Leukämie erhöhte. Mit einer neuen Genfähre war jetzt ein internationales Team von Wissenschaftlern erfolgreicher.

In die Gentherapie setzen viele Ärzte und Wissenschaftler große Hoffnungen. Wohl am meisten bekannt ist die erfolgreiche Behandlung der vierjährigen Ashanti DeSilva in Los Angeles vor 13 Jahren.

Zur Erinnerung: Das Mädchen hatte einen Enzymdefekt, durch den es extrem immungeschwächt war und ständig unter Infektionen litt: eine Adenosin-Deaminase (ADA) -Defizienz.

Bei der Gentherapie wurden autologe hämatopoetische Stammzellen mithilfe einer viralen Genfähre mit dem entsprechenden intakten Gen bestückt, sodass genügende Enzymmengen produziert werden und so die Erregerabwehr ausreichend gestärkt ist.

Krebsrisiko mit retroviralem Vektor

Auch bei Patienten mit WiskottAldrich-Syndrom (WAS) wurde bereits eine Gentherapie versucht, und zwar durch Einschleusen des intakten WAS-Gens, das auf dem X-Chromosom liegt - mithilfe eines retroviralen Vektors. Allerdings kam es wie bei Patienten mit anderen Erkrankungen zur Entwicklung von Leukämien, sodass Wissenschaftler nach neuen Vektoren suchten - ohne dieses Risiko.

Eine Arbeitsgruppe um Alessandro Aiuti vom San Raffaele Scientific Institute in Mailand in Italien hat nun eine Genfähre auf Basis nicht infektiöser Komponenten von HIV verwendet, um bei drei Patienten mit Wiskott-Aldrich-Syndrom das intakte Gen in hämatopoetische Stammzellen einzuschleusen (Science 2013; 341 (6148): online 23. August).

Bei den Patienten handelte es sich um drei Jungen, von denen der älteste 5,7 Jahre alt war. Alle hatten einen WAS-Score von mindestens 3 (von maximal 5) oder eine ausgeprägte WAS-Genmutation, sodass kein WAS-Protein gebildet werden kann.

Es lagen mindestens Thrombozytopenien, Mikrothrombozyten, ein Immundefekt, ein Ekzem sowie Infektionen vor. Für eine Stammzelltransplantation, durch die Patienten mit dieser Krankheit meist geheilt werden können, fehlten passende Spender, weshalb man sich schließlich zur einer Gentherapie entschloss.

Zur myeloablativen Vorbereitung wurden die Patienten mit Busulfan und Fludarabin behandelt, und zwar in einer Dosierung, die 50 Prozent beziehungsweise 70 Prozent niedriger lag als im Vorfeld einer üblichen Stammzelltransplantation. Um B-Zellen zu eliminieren, wurde mit einem Antikörper gegen den Marker CD20 behandelt.

Die Wissenschaftler überblicken nach der gentherapeutischen Behandlung inzwischen einen Zeitraum von 20 bis 30 Monaten. Durch diese Behandlung besserten sich die Symptome des Wiskott-Aldrich-Syndroms deutlich, wie die Wissenschaftler berichten.

Vorteil für lentivirale Genfähre

So verschwanden zum Beispiel die Ekzeme innerhalb der ersten sechs bis zwölf Monate vollständig. Und sie traten später auch nicht wieder auf. Häufigkeit und Ausmaß von Infektionen nahmen sechs Monate nach der Gentherapie stetig ab. Das führte beispielsweise dazu, dass eine Cytomegalievirus-Prophylaxe bei zwei Jungen beendet werden konnte.

Ein weiteres Ergebnis der Gentherapie: Die Thrombozytenkonzentration normalisierte sich so weit, dass ein bis sieben Monate nach der Gentherapie die Thrombozytentransfusion weitgehend problemlos beendet werden konnte. Bei allen Patienten sank der WAS-Score - bei zwei Jungen sogar auf 1 und bei einem Jungen auf 3 (von zuvor einem Score 4).

Im Wesentlichen die gleiche Wissenschaftlergruppe prüfte die Gentherapie auch bei Patienten mit metachromatischer Leukodystrophie im Frühstadium, denen das Enzym Arylsulfatase A (ARSA) fehlt.

Auch in dieser Pilotstudie wurden drei Patienten behandelt, bei denen durch die Therapie das Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden konnte (Science 2013; 341 (6148): online 23. August).

Fazit: Die Gentherapie mit einer lentiviralen Genfähre lindert bei Patienten mit WAS die Symptome, etwa Ekzeme, spürbar. Aufgrund der genetischen Analyse nach der Gentherapie geht man davon aus, dass sie sicherer ist als die retrovirale Gentherapie. Selbst nach fünf Jahren ist mit dieser Therapie zum Beispiel bei Patienten mit Adrenoleukodystrophie keine Leukämie aufgetreten. (ple)

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