Erhöht Pflegestress das Alzheimer-Risiko?

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"... in guten wie in schlechten Zeiten ..." ist ein hehres Ziel. Aber in der Pflege sollten Ehepartner Hilfe holen. © Alexey Klementiev / fotolia.com

"... in guten wie in schlechten Zeiten ..." ist ein hehres Ziel. Aber in der Pflege sollten Ehepartner Hilfe holen. © Alexey Klementiev / fotolia.com

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LOS ANGELES (dpa). Menschen, die ihren an Morbus Alzheimer erkrankten Ehepartner pflegen, haben ein größeres Risiko, selbst an Demenz zu erkranken. Das berichten Ärzte um Dr. Maria Norton von der Utah State University in Logan (J Am Geriatrics Soc 2010; 58: 895). Möglicherweise sei erhöhter Stress ein Risikofaktor, so die Wissenschaftler. 

Das Team hatte 1221 verheiratete Paare im Alter von 65 Jahren und älter über einen Zeitraum von 15 Jahren hinweg beobachtet. Die Studienteilnehmer lebten im ländlichen Norden des US-Bundesstaates Utah. 

Während dieser Zeit erkrankten 255 Menschen der Gruppe an Demenz. Dabei zeigte sich: Wenn einer der Ehepartner an Morbus Alzheimer oder an einer ähnlichen Demenzform erkrankte, war das Risiko des pflegenden Partners, ebenfalls an Demenz zu erkranken, um das Sechfache höher. Bei der Analyse der Geschlechter zeigte sich, dass Männer ein höheres Erkrankungsrisiko haben als Frauen. 

Einen Demenz-Patienten zu pflegen bedeute mehr Stress und persönlicher Verzicht als das Versorgen eines körperlich behinderten Patienten, erklärt Norton. Zudem sei es bereits eine schwere seelische Belastung, die Persönlichkeit des Lebenspartners schwinden zu sehen.

Wie schmerzhaft ein derartiger Verlust ist, beschreibt die Frau des Kulturhistorikers und Schriftstellers Professor Walter Jens, Inge Jens, in ihrem Buch "Unvollständige Erinnerungen" (2009). Über die Krankheit ihres dementen Mannes heißt es unter anderem "Ich sehe seinem Entschwinden zu". 

"Der chronische und oft starke Stress, der mit der Pflege einhergeht, könnte ein substanzielles Risiko für die Entwicklung von Demenz beim Pflegenden sein", schreiben die US-Ärzte in ihrer Analyse. Weitere Studien seien nötig, um die Ursachen klar benennen zu können.

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