Erster Integrase-Hemmer gegen HIV bewährt sich in Phase-III-Studie

FRANKFURT AM MAIN (awa). Der erste Vertreter der neuen Substanzgruppe gegen HIV, der Integrasehemmer Raltegravir, ist gut oral verfügbar und benötigt keine pharmakokinetische Verstärkung durch den Protease-Hemmer Ritonavir.

Veröffentlicht:

Zudem kann Raltegravir mit den meisten antiretroviralen Medikamenten kombiniert werden, weil es nicht über das Cytochrom-P450-System verstoffwechselt wird.

Integrasehemmer verhindern den Einbau des HIV-Genoms in das Erbgut infizierter Zellen. Das noch nicht zugelassene Raltegravir (voraussichtlicher Handelsname Isentress™) werde wegen der Halbwertszeit von 7 bis 12 Stunden zweimal am Tag, aber unabhängig von einer Mahlzeit, eingenommen. Darauf hat Dr. Olaf Degen vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf beim Deutsch-Österreichischen Aidskongress in Frankfurt am Main hingewiesen.

In den Phase-II-Studien waren Degen zufolge die untersuchten Dosierungen zweimal täglich 100, 200, 400 und 600 Milligramm ähnlich wirksam ohne dosisabhängige Toxizität. So lag nach 24 Wochen bei mehr als 80 Prozent der bisher nicht behandelten Patienten die Virusmenge unter 50 HIV-RNA Kopien pro Milliliter Blut. Bei den zuvor behandelten Patienten war das bei etwa 60 Prozent der Fall. Die Phase-III-Studien bestätigten die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit mit der ausgewählten Dosis zweimal täglich 400 Milligramm bei zuvor intensiv behandelten Patienten.

Degen hob auf einer Veranstaltung des Unternehmens MSD hervor, dass Raltegravir im Gegensatz zu den Proteasehemmern und den nicht-nukleosidischen Hemmern der viralen Reversen Transkriptase, nicht über das Isoenzym CYP3A des Cytochrom-P450-System verstoffwechselt wird, sondern direkt in der Leber über das Enzym UGT-1A1 glukoroniert, also mit Glukoronsäure bestückt.

Die inaktiven Glukoronide werden über Urin und Faeces ausgeschieden. Deshalb lasse sich der Integrasehemmer gut mit allen HIV-Medikamenten kombinieren. Da Raltegravir das Enzym UDP-Glucuronyltransferase nicht hemmt, erhöht sich Degen zufolge die Bilirubinmenge nicht.

Mehr zum Thema

Interview

Wie toxische Männlichkeit der Gesundheit von Männern schadet

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen