Wirbelfraktur

Es spricht wenig für Augmentation

Bisherige Studien legen nahe, dass sich Vertebro- oder Kyphoplastie positiv auf die Überlebensraten auswirken. Ist das wirklich so?

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SEATTLE. Verschiedene minimalinvasive Techniken (u. a. Vertebroplastie, Kyphoplastie) stehen zur vertebralen Augmentation bei Wirbelbrüchen zur Verfügung.

 Diese Verfahren sollen Schmerzen lindern. Außerdem legen bevölkerungsbasierte Studien nahe, dass sich der Eingriff auch positiv auf die Überlebensraten auswirkt.

Diese Hoffnung wird nun durch eine Studie aus Seattle enttäuscht. Die Forscher haben Patienten mit osteoporotischen Wirbelfrakturen nachverfolgt: eine Interventionsgruppe mit 10.541 Patienten, die sich innerhalb von sechs Monaten nach der Indexfraktur einer Augmentation unterzogen hatten, und eine Kontrollgruppe (n = 115.851) ohne diesen Eingriff (JAMA Intern Med. 2013; online 8. Juli).

Ein Jahr nach der Fraktur gab es in einer Analyse, die Verzerrungen weitgehend ausschließt, keinerlei Unterschied in den Mortalitätsraten (5,2% gegenüber 5,6%; HR 0,92).

Auch die Rate schwerer Folgekomplikationen war nach dieser Zeit gleich. Als solche hatten die Autoren Herzkreislaufstillstand, akuten Herzinfarkt, respiratorische Insuffizienz, Lungenembolie, Lungenentzündung und Schlaganfall zusammengefasst.

Und schließlich war es mit gleicher Häufigkeit zu osteoporosetypischen Brüchen des Handgelenks und der Hüfte gekommen.

Die Patienten mit Intervention mussten jedoch häufiger in einer Klinik behandelt werden, bei ihnen war häufiger eine Intensivbehandlung erforderlich und sie kamen nach der Entlassung häufiger in eine Pflegeeinrichtung.

Weder Schmerzen noch Funktionalität verbessert

Alles in allem spricht den Autoren zufolge wenig für eine Augmentation bei osteoporotischen Frakturen. Die Forscher berufen sich auch auf zwei doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studien, in denen eine Vertebroplastie weder Schmerzen noch Funktionalität der Patienten verbessern konnte.

Es sei durchaus möglich, dass den in anderen Studien gefundenen Verbesserungen ein Placeboeffekt zugrundeliege, so McCullough et al.

In ihrer eigenen Studie, die auf Arztabrechnungen basierte, hatte eine Verzerrung zu einem kurzfristigen Benefit geführt: 30 Tage nach dem Eingriff war die Komplikationsrate in der Gruppe der augmentierten Patienten zunächst deutlich niedriger als bei den Kontrollen.

Dieser Unterschied beruht aber vor allem auf einer Subgruppe, bei denen die Augmentation zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht durchgeführt worden war. Die Autoren vermerken: "Ein Eingriff, der noch nicht stattgefunden hat, kann das Ergebnis nicht verbessern."

Möglicherweise hatte man Patienten mit hohem Komplikationsrisiko von vornherein von der Operation ausgeschlossen, spekulieren McCullough und Kollegen. (eo)

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