Exotische Viren profitieren vom Klimawandel

WIESBADEN (ug). Durch die globale Erwärmung könnten sich in Deutschland neue virale Krankheiten ausbreiten, die durch Zecken oder Insekten verbreitet werden. Dazu gehören etwa das West-Nil-Fieber, das Krim-Kongo-Fieber oder das Phlebotomen-Fieber.

Veröffentlicht:

Die Vermehrung von Viren in Insekten und Zecken hängt stark von der Körpertemperatur der Tiere ab. Darauf hat Professor Herbert Schmitz vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg hingewiesen. Nachdem ein Insekt Viren aufgenommen hat, vermehren sich die Viren in der Speicheldrüse des Tiers. Bei einer erneuten Blutaufnahme werden die Viren dann weitergegeben. Sinkt die Außentemperatur und damit auch die Körpertemperatur eines Insekts unter 20 Grad, können sich viele Viren in der Speicheldrüse nicht mehr vermehren, sagte Schmitz. In kühlen Nächten komme es daher nicht zu einer Virus-Anreicherung in den Speicheldrüsen.

Aber schon bei einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur um zwei Grad in Mitteleuropa könnten die Nächte im Sommer künftig so warm werden, dass sich neue Erreger in Deutschland verbreiten, so der Tropenmediziner auf dem Internisten-Kongress in Wiesbaden. Voraussetzung dafür sei, dass die Vektoren bei uns vorkommen.

So müsse man wohl damit rechnen, dass aus der Toskana das Sandfliegen-Virus in den Norden wandert. Dieses Virus verursacht das Phlebotomen-Fieber, auch Dreitage-Fieber genannt. Die Krankheit verläuft grippeähnlich mit Fieber, Kopf-, Augen-, Muskel- und Gelenkschmerzen. Beim Typ Toskana kommt es manchmal zu einem wiederholten Fieberanstieg und einer serösen Meningitis. Die Rekonvaleszenz ist oft lang.

Ein weiterer Kandidat ist das West-Nil-Virus. Der Erreger hat sich bereits in Nordamerika stark ausgebreitet. In Europa war es in Südfrankreich und Rumänien zu einzelnen Ausbrüchen gekommen. Die Krankheit verursacht grippeähnliche Symptome, kann aber auch zu Meningitis und Enzephalitis führen.

Aus der Balkan-Region könnte das Krim-Kongo hämorrhagische Fieber nach Mitteleuropa kommen. Der Erreger wird von Zecken übertragen. Und aus dem Norden Europas könnte das Sindbis- oder Ockelbo-Virus zu uns nach Süden wandern. Das Virus, das in Finnland auch Pogosta-Virus und in Russland karelisches Virus genannt wird, führt zu Fieber, Exanthemen und Gelenkschmerzen. Der Erreger könne in Skandinavien überdauern, weil dort in den Sommermonaten die Nachttemperaturen meist höher sind als bei uns, berichtete Schmitz.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Jahresbericht des RKI

HIV-Neuinfektionen: Das sind die Zahlen aus 2024

Sie fragen – Experten antworten

Geimpft mit Varilrix: Wie nun gegen Herpes zoster impfen?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Mitarbeiterführung und Teamentwicklung

MFA-Tag: Motivationsbooster fürs Praxisteam

Lesetipps
HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung