Kommentar

FSME als Klimagewinner

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Das Klima wird wärmer - müssen wir uns also bald in Deutschland vor Malaria, Dengue- oder Gelbfieber fürchten? Wohl kaum. Regelmäßig werden zwar in den Medien solche Szenarien beschworen, realistisch sind aber die wenigsten. Man muss schon genau hinsehen, welche Erreger tatsächlich von der globalen Erwärmung profitieren, und das sind nicht unbedingt die typischen Tropenkrankheiten.

Denn viele Erreger bevorzugen die Tropen nicht wegen der Wärme, sondern wegen der schlechten Gesundheitsversorgung der Menschen und der günstigen Bedingungen für die Vektoren. Malaria, Gelbfieber und Dengue gab es bis vor hundert Jahren auch in Europa - und damals war es kälter als heute. Als man die Sümpfe austrocknete und die Patienten behandelte, verschwanden diese Krankheiten.

Anders sieht es bei Erregern aus, die den Menschen als Wirt für ihre Verbreitung nicht benötigen - etwa Westnil-Fieber, das primär zwischen Vögeln übertragen wird. Doch hier sind wohl die Zugbahnen der Vögel relevanter als Temperaturen. Wenn ein Erreger in Deutschland von der Erwärmung profitiert, dann vor allem das FSME-Virus: Warme Winter stärken die Zeckenpopulation und begünstigen die Ausbreitung nach Norden.

Lesen Sie dazu auch: Neue Krankheiten durch Klimawandel und Globalisierung

Mehr zum Thema

Frühsommer-Meningoenzephalitis

Pfizer-Studie: Deutsche unterschätzen FSME-Vorsorge

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen