Kommentar zur DEGS-Studie

Fakten gegen Kurzschlüsse

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Es klingt ja alles sehr plausibel: Der Druck in der Arbeitswelt nimmt zu, die beruflichen Perspektiven werden immer weniger berechenbar, das traditionelle Familienmodell zerbröselt. Ist es also ein Wunder, dass eine derart verunsicherte Gesellschaft immer mehr psychische Störungen erzeugt?

In dieses Bild passen auch die mantra-artigen Verkündigungen von Krankenkassen, die eine kontinuierliche Zunahme von Fehltagen durch psychische Störungen feststellen. Da tut es doch gut, wenn harte Fakten solche Hypothesen als eines entlarven: gedankliche Kurzschlüsse.

Denn lässt man Ärzte durch Deutschland reisen, um der Bevölkerung auf den Zahn zu fühlen, wie es für den DEGS-Survey geschah, so ergibt sich ein ganz anderes Bild: Die Prävalenz psychischer Störungen hat sich in den vergangenen Dekaden kaum verändert.

Was sich aber ändert, ist die Aufmerksamkeit: Solche Störungen werden heute seltener mit dem Deckmantel eines organischen Leidens verhüllt - statt diffusem Rückenschmerz wird öfter die Depression als wahrer Grund für die Fehltage erkannt.

Nach den DEGS-Daten hinken die Kassenstatistiken aber deutlich der Realität hinterher. Man wird sich daher wohl noch lange anhören müssen, dass die Zahl der psychisch Kranken angeblich wächst.

Lesen Sie dazu auch: Depression und Co.: Junge Frauen sind besonders anfällig

Mehr zum Thema

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken