Studie

Frühe MS-Therapie verzögert Ausbruch der Krankheit

Eine möglichst frühe Therapie kann wohl den Ausbruch einer MS verzögern oder gar verhindern.

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BASEL. Ab welchem Zeitpunkt macht es bei ersten Anzeichen von Multipler Sklerose (MS) Sinn, mit einer medikamentösen Therapie zu beginnen? Sobald erste Symptome wie Gleichgewichtsstörungen, Taubheit, Kraftminderung oder eingeschränktes Sehvermögen auftreten oder erst, wenn die Krankheit diagnostiziert wurde? Eine Langzeitstudie schafft nun Klarheit über die langfristigen Auswirkungen eines frühen Therapiebeginns, teilt die Uni Basel mit. "Unsere Studie bestärkt uns darin, Betroffenen bereits beim ersten Auftreten von hochverdächtigen MS-Symptomen dringend eine vorbeugende Therapie zu empfehlen. Ein früher Behandlungsbeginn hat gegenüber einer verzögerten Therapieeinleitung nachweisbare Vorteile, weil damit der Ausbruch von MS verzögert oder sogar verhindert werden kann", wird Studienleiter Professor Ludwig Kappos zitiert.

An der Studie nahmen 468 Personen mit ersten verdächtigen MS-Symptomen teil (Neurology 2016; online 10. August). Bei ihnen war zwar noch keine definitive Diagnose einer MS gestellt, doch konnten andere Ursachen ausgeschlossen und im MRT mindestens zwei asymptomatische Herde nachgewiesen werden. Die Teilnehmer erhielten nach dem Zufallsprinzip innerhalb von maximal 60 Tagen ab Beginn der Symptome entweder Interferon ß-1b oder Placebo, heißt es weiter. Nach spätestens zwei Jahren oder früher, wenn bei den Probanden nach einem zweiten Schub MS diagnostiziert wurde, konnte die Placebo-Gruppe ebenfalls auf Interferon ß-1b oder ein vergleichbares Medikament umsteigen.

Elf Jahre nach Studienstart konnten die Forscher 278 Teilnehmer ausführlich nachuntersuchen. Davon gehörten 167 Personen zur Gruppe mit früher Therapie und 111 Personen zur Gruppe mit verzögerter Therapie. Dabei zeigte sich, dass die Personen aus der Gruppe mit früher Therapie eine um 33 Prozent niedrigere Wahrscheinlichkeit hatten, an MS zu erkranken als jene aus der Gruppe mit späterer Therapie, so die Uni Basel. Außerdem verstrich bei der frühen Gruppe deutlich mehr Zeit bis zum ersten Rückfall der Krankheit, nämlich 1888 Tage im Vergleich zu 931 Tagen bei der späteren Gruppe.

In der frühen Gruppe kamen Krankheitsschübe über den gesamten Zeitraum von elf Jahren um 19 Prozent seltener vor, in der Regel auch in den Jahren, in denen beide Gruppen gleichen Zugang zur Therapie hatten. Insgesamt hatten beide Gruppen nach elf Jahren nur wenig dauerhafte Beeinträchtigungen. Die mediane Änderung im EDSS, einer zehnstufigen Behinderungsskala, betrug 0,5 Punkte, und nur rund acht Prozent der Teilnehmenden waren nach elf Jahren vorzeitig berentet.

An der Studie waren Kliniken und Unis aus zwanzig Ländern beteiligt; die Studie wurde von Bayer Healthcare Pharmaceuticals unterstützt. (eb)

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