Gefährliche Clostridien haben Europa erreicht

BERLIN (gvg). Ein besonders virulenter Stamm von Clostridium difficile hat jetzt auch Europa erreicht. Er produziert mehr und andere Toxine als die bisher bekannten Stämme und tritt auch außerhalb von Kliniken auf.

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An einer Infektion mit dem Erreger sind seit 2004 mehrere hundert Menschen in den USA und Kanada gestorben. Jetzt werden auch 25 Todesfälle aus Großbritannien sowie Erkrankungen in den Niederlanden berichtet.

Typisch für eine Erkrankung mit einem gewöhnlichem Stamm von Clostridium difficile ist eine pseudomembranöse Kolitis nach einer Antibiotika-Therapie. Die Kolitis kann bis zu sechs Wochen nach einer Antibiotika-Therapie auftreten. Hauptsymptom ist eine massive, wässrige Diarrhoe.

Betroffen sind vor allem Patienten von Intensivstationen. Bei dem neuen Stamm ist dies jedoch anders. Er wurde auch bei Patienten außerhalb von Kliniken beobachtet und auch bei solchen, die zuvor keine Antibiotika bekommen hatten - offenbar hatten sich die Patienten bei Durchfallkranken infiziert.

Der neue Stamm mit der Bezeichnung NAP1/027 ist durch eine stark vermehrte Produktion der Clostridien-Toxine A und B gekennzeichnet (Lancet 2005, 366, 1097). Es werden aber auch einige neue Toxine produziert. Dies führt zu einer Sterblichkeit von 7 Prozent, bei älteren Menschen sogar von 15 bis 20 Prozent.

Ob der Keim bereits in Deutschland angekommen ist, ist unklar. Bei einer Häufung von Antibiotika-assoziierten Kolitiden oder bei besonders schweren Kolitiden sollte ein Stuhltest auf Clostridien gemacht und gegebenenfalls das Robert-Koch-Institut informiert werden.

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Neuer Clostridien-Stamm zerstört den Darm mit einem ungewöhnlich aggressiven Toxin-Cocktail

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