Gentests können klären, welche Krebstherapie nutzt

HEIDELBERG (nsi). Weltweit wird intensiv an Gentests für die Anwendung in der Onkologie geforscht. Denn mit solchen Tests könnte herausgefunden werden, welche Krebspatienten von einer intensiven Therapie profitieren und welche nicht.

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Gentests haben in der Onkologie eine vielversprechende Zukunft, sowohl für die Frühdiagnose als auch für die Einschätzung der Malignität eines Tumors und der Prognose der Patienten. Das sagt Professor Peter Lichter vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ).

Bislang haben nur wenige Gentests Eingang in die klinische Praxis gefunden. Dazu gehört ein Genchip, der bei Patienten mit chronisch-lymphatischer Leukämie (CLL) diejenigen mit hohem Risiko identifiziert. Er hat eine fast hundertprozentige Spezifität und Sensitivität. Entwickelt wurde der Chip von der Arbeitsgruppe um Lichter.

"Ein wichtiges Ziel der Anwendung von Gentests in der Krebstherapie ist herauszufinden, welcher Patient von einer intensiven Therapie profitieren wird und wer nicht", sagte Lichter bei einer Veranstaltung zur Medizin im Dritten Jahrtausend, die von der Hubert Burda Stiftung und dem Land Baden-Württemberg in Heidelberg organisiert worden ist. Viele Krebskranke würden derzeit übertherapiert.

Bei der Entwicklung von Gentests werde nach molekularen Signaturen der Malignome gefahndet. Bei dem Genexpressions-Chip für Patienten mit CLL habe sich aus mehreren zehntausend Genen eine Kombination von etwa hundert Genen als aussagekräftig für die Prognose erwiesen. Der Test werde derzeit in klinischen Studien verwendet.

Als weiteres Beispiel für einen Gentest in der Onkologie, der vermutlich bald in die klinische Routine eingehen wird, nannte Lichter einen Test auf eine Mutation im Rezeptor für den epidermalen Wachstumsfaktor (EGFR) bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom. Zwei Arbeitsgruppen haben gerade unabhängig von einander belegt, daß vor allem Patienten mit einer Mutation im ATP-Bindungsbereich der EGFR-Tyrosinkinase-Domäne auf den Tyrosinkinase-Hemmer Gefitinib (Iressa®) ansprechen.

Es sei abzusehen, daß künftig alle Patienten, bei denen die Option für eine Therapie mit Gefitinib bestehe, auf die Mutation getestet würden. Langfristig könnte sich herausstellen, daß Patienten mit dieser Mutation von der Behandlung mit dem Hemmer mehr profitieren als von einer herkömmlichen Chemotherapie.

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