HIV-Infizierte leben immer länger

VANCOUVER (hub). Die Lebenserwartung HIV-Infizierter ist deutlich gestiegen. So hat ein 20-jähriger Patient heute rechnerisch noch knapp 50 Jahre zu leben. Das ist aber immer noch weniger als die durchschnittliche Lebenserwartung.

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Eine internationale Forschergruppe* hat Daten von fast 45 000 Patienten ausgewertet (Lancet 372, 2008, 293). Verglichen wurden drei Gruppen: Beginn der antiretroviralen Kombitherapie in den Jahren 1996 bis 1999, 2000 bis 2002 oder 2003 bis 2005. 2056 Patienten starben in dem Studienzeitraum.

Für HIV-infizierte Personen aus den drei Gruppen wurden die Sterberaten und die Lebenserwartungen berechnet: Die Sterberate pro 1000 Personenjahre sank von 16,3 in der ersten Periode auf 10 in der dritten. Gleichzeitig nahm die berechnete Lebenserwartung zu. Sie beträgt demnach für einen 20-Jährigen, dessen HIV-Therapie 1996 bis 1999 begonnen wurde, 36 Jahre.

Für 2000 bis 2002 liegt sie bei 41 und für 2003 bis 2005 bei fast 50 Jahren. Dabei haben HIV-infizierte Frauen eine höhere Lebenserwartung als Männer. Eine HIV-Infektion habe sich von einer akuten, tödlichen Erkrankung zu einer chronischen Krankheit entwickelt, so die Forscher.

Auch die Zahl der CD4-Zellen hat Einfluss. Sind weniger als 100 Zellen/µl vorhanden, beträgt die Lebenserwartung 32,6 Jahre, bei mehr als 200 Zellen/µl 50,4 Jahre.

In einer zweiten Studie wurde die HIV-Übertragung ohne Kondombenutzung in fester Beziehung berechnet, wenn beim HIV-infizierten Partner unter Therapie keine Viren nachweisbar sind. Bei 100-mal Sex pro Jahr über 10 Jahre wird demnach das Virus über 3500-mal übertragen, viermal so häufig wie mit Kondombenutzung (Lancet 372, 2008, 314). Auf Kondome könne auch bei diesen Patienten nicht verzichtet werden, so die Forscher. Ein solcher Verzicht wurde in der Schweiz propagiert.

* The Antiretroviral Therapy Cohort Collaboration

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kondomverzicht? Nein danke!

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