Neues Therapiekonzept bei Krebs

Haare bleiben trotz Chemotherapie

Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover haben ein Verfahren vorgestellt, wie sich der Haarverlust bei Krebspatienten während der Chemotherapie vermindern lässt.

Veröffentlicht:

HANNOVER. Die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erprobt seit einem Jahr ein Behandlungskonzept, mit dem Haarausfall nach Chemotherapie deutlich vermindert werden kann.

Das Konzept "DigniLife" beruht auf der sensorgesteuerten Kühlung der Kopfhaut während der intravenösen Verabreichung der Chemotherapie, heißt es in einer Mitteilung der MHH.

"Wir haben damit bisher 19 Patientinnen therapiebegleitend behandelt und sehr gute Ergebnisse erzielt. Die meisten Frauen waren damit sehr zufrieden", wird Professorin Tjoung-Won Park-Simon, stellvertretende Klinikdirektorin zitiert.

Die Erfahrungen an der MHH-Frauenklinik bestätigen die Studien des Herstellers.

Kühlung und Silikonhaube schützen Haarwurzeln

Das Prinzip der Kopfhautkühlung zur Vorbeugung des Haarverlusts ist nicht neu. Bereits in den Siebzigerjahren gab es dazu erste Schritte.

An der MHH-Frauenklinik wurden Hauben zur Kühlung der Kopfhaut auch in den neunziger Jahren schon einmal eingesetzt - ohne den gewünschten Erfolg.

Gute Ergebnisse erzielen Ärzte und Pflegekräfte nun mit der neuen Gerätegeneration und dem "DigniLife"-Konzept der Firma Sysmex, teilt die MHH mit.

Wesentlicher Bestandteil ist eine Silikonkappe, die die Patientin während der Chemotherapie trägt. Mit dieser Kappe wird die Kopfhaut sensorgesteuert gleichmäßig, konstant und flächendeckend auf drei bis fünf Grad Celsius gekühlt.

"Durch die Kälte verengen sich die örtlichen Blutgefäße und der Stoffwechsel wird heruntergefahren", erläutert Park-Simon. "Dadurch wird das Medikament lokal nicht so gut aufgenommen und kann auch nicht in vollem Umfang wirken. So werden die Haarwurzeln geschont."

Ganz verhindert werden kann der Haarverlust nicht, aber es fallen deutlich weniger Haare aus. Mehr als die Hälfte der Patientinnen, die sich für die Kopfhautkühlung entscheiden, können auf eine Ersatzkopfbedeckung wie Perücke, Kopftuch oder Hut verzichten.

"Besonders gut ist der Erfolg bei unserer am häufigsten angewendeten Standardtherapie bei Brustkrebs", so Park-Simon.

85 Euro pro Anwendung aus eigener Tasche

Die Kopfhautkühlung koste pro Anwendung 85 Euro und wird nicht von den Krankenkassen erstattet. Trotzdem sei das Interesse an der groß. 60 bis 70 Prozent der betroffenen Frauen möchten das Angebot wahrnehmen.

Das Gerät, an dem jeweils zwei Patientinnen gleichzeitig behandelt werden können, ist fast ausgelastet. Die Anwendung ist gut verträglich, heißt es in der Mitteilung.

Die Kühlung der Kopfhaut beginnt bereits eine halbe Stunde vor der Infusion und wird noch etwa eine Stunde danach aufrechterhalten.

"Einige Frauen klagen zu Beginn der Anwendung über Kopfschmerzen, doch die meisten sind davon überrascht, wie gut sie die Kälte aushalten", erklärt Diplom-Sozialpädagogin Brigitte Rode, die die Patientinnen psychoonkologisch betreut. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Unzuverlässige Biopsie

Beim Prostatakarzinom heißt GG1 nicht immer indolent!

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Symptome, Ursachen und Therapie

© Evgeniya Markina | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Trockene Augen

Symptome, Ursachen und Therapie

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Arzneimittelbasierte Wundsalben

© AndreyPopov | iStock

Optimale Wundheilung

Arzneimittelbasierte Wundsalben

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

© supawat bursuk | iStock

Übergewicht bei Kindern

Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an