Hat ein Kind Grippe, kann Eltern eine Prophylaxe empfohlen werden

BERLIN (gvg). Kinder in Kindergärten gehören jährlich zu den wichtigsten Multiplikatoren von Grippeviren. Ungeimpfte Eltern, deren Sprösslinge erkrankt sind, können sich mit einem Neuraminidase-Hemmer vor Infektionen schützen.

Veröffentlicht:

Für die Prophylaxe für Eltern hat Professor Peter Wutzler von der Uni Jena auf einem Symposium in Berlin plädiert. Durch die vorbeugende Maßnahme werde nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer Grippeübertragung auf die Eltern um 70 bis 80 Prozent gesenkt. Die Maßnahme sorgt auch dafür, dass Eltern als Überträger wegfallen. Davon profitieren andere Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn oder Arbeitskollegen.

"Es dauert etwa sieben Tage, bis ein Kind mit Influenza eine adäquate Abwehr aufgebaut hat und keine Viren mehr überträgt", sagte Wutzler auf der von GlaxoSmithKline unterstützten Veranstaltung. Danach könne mit der Prophylaxe wieder aufgehört werden. Empfohlen wird die Hälfte der Therapie-Dosis. Die Prophylaxe sollte so früh wie möglich und binnen 36 Stunden nach Kontakt mit einem Grippekranken beginnen.

Außer bei Eltern grippekranker Kinder empfiehlt Wutzler die Prophylaxe mit Neuraminidase-Hemmern auch bei geimpften Hochrisikopatienten, etwa Patienten nach einer Organtransplantation, oder bei nicht geimpften Risikopatienten, die Kontakt zu Grippekranken haben.

Inzwischen ist außer der Substanz Oseltamivir auch die Substanz Zanamivir (Relenza®) für die Influenza-Prophylaxe zugelassen. Damit steht ein weiterer Neuraminidase-Hemmstoff zur Vorbeugung zur Verfügung. Das Medikament ist für Kinder ab einem Alter von fünf Jahren zugelassen.

Zanamivir wird inhaliert und nicht geschluckt. Die Substanz erreiche daher innerhalb von Sekunden die Zellen des respiratorischen Epithels, in denen sich Grippeviren bevorzugt vermehren, so Wutzler. Ein weiterer Vorteil sei die günstige Resistenzsituation: "Bisher sind keine gegen Zanamivir resistenten Influenzastämme bekannt geworden." Zur Prophylaxe muss das Medikament von den Patienten selbst bezahlt werden. Eine Packung mit 20 Einzeldosen kostet 30,08 Euro.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Sie fragen – Experten antworten

Ist eine Grippe-Impfung sinnvoll bei einem immunsupprimierten über 60-Jährigen?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neue transsektorale S3-Leitlinie

Diagnose und Management des Delirs – so geht’s!

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Lesetipps
Professor Jan Galle

© Dirk Hoppe/NETZHAUT

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus